© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG  www.jungefreiheit.de 34/19 / 16. August 2019

Frisch gepresst

Ernst Jünger. Für einen Schriftsteller, der sich ab 1933 in die prekäre Sicherheit der Inneren Emigration zurückzog und der im betriebsamen Wirtschaftswunderland BRD das Image vom einsamen „Waldgänger“ kultivierte, war der in der oberschwäbischen Provinz beheimatete Ernst Jünger (1895–1998) medial verblüffend präsent. So füllen die von Rainer Barbey und Thomas Petraschka in einem stattlichen Band gesammelten Interviews, die Jünger zwischen 1929 und 1997 gab, mit deutlichem Schwerpunkt auf den Jahrzehnten nach dem 70. Geburtstag, 500 Seiten. Dabei haben sie die vielen „austauschbaren Fließbandinterviews“ zu hohen runden Geburtstagen ebenso weggelassen wie jene von Rundfunk und Fernsehen gesendeten. Es bleibt eine Auswahl übrig, die den wichtigsten Befund der Herausgeber eindrucksvoll untermauert: Obwohl sich der Autor nach 1945 längst vom radikalen Nationalismus der zwanziger Jahre verabschiedet und sich für den universalen Weltstaat ausgesprochen habe, blieb sein „Bedürfnis nach einer national definierten persönlichen Identität augenscheinlich bestehen“. (ob)

Ernst Jünger: Gespräche im Weltstaat. Interviews und Dialoge 1929–1997, Klett-Cotta, Stuttgart 2019, gebunden, 575 Seiten, 45 Euro





Gezähmt. Cowboys, Banditen oder Viehzüchter, die um die besten Futterplätze für ihre Tiere kämpfen – das Bild des Wilden Westens war lange Zeit durch Hollywood und von Klischees geprägt. Der Stärkere nimmt sich, was er will. Daß dieser anarchische Zustand nicht lange währte und der Frontier, also das Grenzland, recht bald gezähmt wurde, weisen die amerikanischen Ökonomen Terry Anderson und Peter Hill in ihrem nun auf deutsch erschienenen Werk „Der gar nicht so Wilde Westen“ nach. Ihre These: Sobald private, „institutionelle Unternehmen“ sich Eigentumsrechte an Wasser, Weideland und Bodenschätzen – die „Allmende“ – sichern konnten, war der Wilde Westen gar nicht so wild. Gewalt wird in diesem Erklärungsansatz als Negativsummenspiel eingestuft, das normalerweise durch Handel und Kooperation (Positivsummenspiele) abgelöst werde. Wo „von oben herab“, durch den Staat, Eigentumsrechte verordnet würden, sei das Gewaltpotential ungleich höher als bei einer spontanen, politischen Ordnung von unten. (ls)

Terry L. Anderson / Peter J. Hill: Der gar nicht so Wilde Westen. Eigentumsrechte im Frontier. Natalia Lichtschlag Buchverlag, Grevenbroich 2019, broschiert, 426 Seiten, 22,90 Euro