© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/19 / 23. August 2019

Leserbriefe

Zu: „Offene Flanke“ von Ronald Berthold, JF 34/19

Ins rechte Narrativ gepaßt

Da wird auf der Basis anfechtbarer Mutmaßungen der Sport Bild über Bakery Jatta schnell der „mutmaßliche Betrüger“, der sich mit einem „Märchen“ den Aufenthalt in Deutschland mittels Fake-Namen erschlichen haben soll. Offenbar ist hier vor allem, daß die Story vom schwindelnden Flüchtling aus Afrika besser ins rechte Narrativ paßt als die Sachlage hergibt. So kann Herr Berthold ungeniert über eine angebliche Straftat des Fußballspielers Jatta phantasieren, ihn als „mutmaßlichen“ Betrüger darstellen, ohne sich die Mühe zu machen, sein Urteil durch Fakten belegen zu müssen. Der Leser glaubt es ihm ja sowieso. Peinlich.

Stefan Wartisch, Hamburg






Zum Schwerpunktthema: „Im Nacken von Merkel“, JF 33/19

Ein dritter Sarrazin

Es ist alles andere als verwunderlich, daß nach der SPD und den Grünen (Boris Palmer) nun auch die CDU (mit Hans-Georg Maaßen) ihren „Sarrazin“ bekommen hat. Wenn das den linksgrünen CDU-Politikern Ruprecht Polenz und Karin Prien nicht paßt, sollten auch sie sich für ein Parteiausschlußverfahren gegen Hans-Georg Maaßen einsetzen.

Dr. Wolfram Ender, Eschershausen






Zu: „Deutscher Flackerstrom nervt das Ausland“ von Marc Schmidt, JF 33/19

Grundversorgung fast Geschichte

Diese begrüßenswert breite Darstellung des Windrad-Unwesens bedarf einiger Korrekturen und Ergänzungen. Der Autor verwechselt die elektrische Spannung (gemessen in Volt oder Kilovolt) mit der Frequenz des Wechselstroms (gemessen in Hertz), die im europäischen Verbundnetz nicht unter 49,8 Hertz sinken und über 50,2 Hertz steigen darf, weil sonst das Netz zusammenbricht. Ist die Stromlieferung ins Netz größer als der augenblickliche Verbrauch, dann steigt die Netzfrequenz über 50 Hertz und entweder muß schnellstens die Erzeugung reduziert oder der Verbrauch erhöht werden. Fällt die Netzfrequenz unter 50 Hertz, „fehlt“ Strom im Netz, dann müssen blitzschnell Erzeugungskapazitäten zugeschaltet oder der Verbrauch reduziert werden durch sogenannte Lastabwürfe, das heißt (zur Zeit noch) die Abschaltung von Großverbrauchern. Das passiert nicht in Frankreich mit seiner überwiegend konstanten „Atomstrom“-Versorgung, sondern in Deutschland, wo 2018 allein für die Aluminiumhütten 78 stundenweise Abschaltungen dokumentiert sind. Mit der Einführung der sogenanten SmartMeter anstelle der konventionellen Stromzähler in Privathaushalten soll zukünftig ermöglicht werden, was die Kohlekommission beschönigend als „Anpassung des Verbrauchs an die (durch Wind und Sonne schwankende) Stromeinspeisung“ bezeichnet: regionale Fernabschaltung der Stromversorgung auch für Private. 

Darüber hinaus ist zu erwähnen, daß Windräder je nach Geographie nur 15 bis 25 Prozent (offshore auch mal 40 Prozent), Fotovoltaik-Paneele nur 10 bis 15 Prozent der installierten Leistung in Form von Stromlieferungen ans Netz abgeben, und dies übers Jahr aufgeteilt in viele „Teillieferungen“ je nach Wind und Wetter. Das bedeutet: Wind- und Sonnenstrom ist nicht grundlastfähig, er kann keine 8.760 Stunden im Jahr ständig verfügbare Grundversorgung sicherstellen. Deshalb muß parallel als „Lückenfüller“ immer ein konventionelles Erzeugungssystem in Bereitschaft gehalten und – natürlich – von den Stromkunden bezahlt werden. Ebenso wie die kurzzeitigen Stromzukäufe aus Nachbarländern.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff, St. Wendel




Hertzprobleme

Es ist bedauerlich, in einem Artikel der Energiewende-Kritik in der JF gleich zweimal zu lesen, daß unser Wechselstromnetz mit Mega-Hertz-Frequenz betrieben werde. Dabei scheint die Unkenntnis des Verfassers in relativ einfachen Details zum Thema „elektrische Energie“ symptomatisch. 

So tönte die Co-Vorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, kürzlich von der aberwitzigen Lösung des Problems der „Stromspeicherung“ (in Giga- und Terawattstunden-Größenordnungen) im elektrischen Übertragungsnetz, was zwar im Sekundenmaßstab Ausgleich liefern kann, aber eben nicht zur Strom-Lieferung über Tage oder Wochen taugt. Daß vielen Mitbürgern in der Tat schon die elementarsten Kenntnisse fehlen, um den grünen Wahnsinn der Energiewende zu durchschauen, kann man den meisten von ihnen nicht zum Vorwurf machen. Daß aber die, die den Durchblick haben könnten, darauf verzichten, vielmehr kenntnisfreien Politikern in ihrer Rattenfängermanier in Scharen folgen, und Vertreter der vierten Gewalt, der Medien, ähnlich schlampig in der Sache oder ideologisch verirrt den Aberwitz begleiten, ist unsere real-existierende bundesdeutsche Katastrophe mit Langzeitwirkung. 

Und die höchsten Repräsentanten dieses Staates applaudieren den Greta-Verfallenen, statt diese irregeleiteten „Schüler“ von der Polizei in ihre schulischen Physiksäle eskortieren zu lassen, damit sie dort den schlimmsten Irrlehren zu widerstehen lernen. 

Dr. Wilfried Jacobi, Bad Sassendorf




Das Netz bricht zusammen

Die „schwerfälligen Kraftwerke“, gemeint sind wohl die thermischen Kraftwerke, sind immerhin leichtfüßig genug, zusätzlich zu den beständigen Schwankungen der Last die bisweilen erheblich größeren und schnelleren Leistungsschwankungen der Windräder und der PV-Anlagen auszugleichen. Bei weiterem Ausbau der Ökostromerzeuger und weiterem Rückbau der thermischen Kraftwerke wird aber bald der Punkt erreicht sein, an dem dies nicht mehr garantiert werden kann. Doch die Problematik beginnt schon bei der Darstellung, wenn es heißt: „Strom ist ein Spannungszustand: Auf der höchsten Ebene muß diese kontinuierlich 50 MHz betragen.“ Dies ist falsch: Strom ist die Bewegung von Elektronen in metallischen Leitern unter dem Antrieb einer elektrischen Spannung. Die Stromstärke wird in Ampere gemessen und die Spannung in Volt. Der Strom wird als Dreiphasenwechselstrom erzeugt und verteilt. Der Endverbraucher erwartet eine zeitlich konstante Spannung von 230 V zwischen einem Leiter des Drehstromnetzes und der Erde und eine von 400 V zwischen zwei Leitern des Drehstromnetzes. Erzeugt wird der Strom mit wesentlich höherer Spannung und übertragen mit noch höherer, um die Übertragungsverluste gering zu halten. Die Spannung von Wechselstrom kann mit Transformatoren beliebig geändert werden. In Europa hat der Wechselstrom eine Sollfrequenz von 50,00 Hz. Alle Stromerzeuger, die in ein Netz einspeisen, müssen exakt die gleiche Frequenz und Phase haben. Schwankungen der Last oder der Einspeisung von Ökostrom führen zu Frequenzabweichungen, zu deren Ausgleich Regelleistung erhöht oder vermindert wird. Ab einer Frequenzabweichung von 2,5 Hz trennen sich die Kraftwerke vom Netz und das Netz bricht zusammen. Im übrigen zeigt Herr Schmidt ganz deutlich die Absurditäten und Nachteile der Energiewende. Warum zieht er dann aber nicht die Konsequenz daraus und fordert deren baldiges Ende?

Elmar Oberdörffer, Heilgenberg






Zu: „Verfeindete Nachbarn“ von Marc Zoell­ner, JF 33/19

Bisher noch nie davon gelesen

Gerade die Hintergrundthemen der JF sind immer wieder interessant zu lesen. Auch diese zwei Beiträge waren sehr gut geschrieben. Von der Besetzung der jemenitischen Insel Sokotra durch die VAE habe ich anderswo zum Beispiel noch nie etwas gehört oder gelesen. Machen sie weiter so!

Daniel Ritter, Illertissen






Zum Leserbrief: „Es zählt allein der Erfolg der Tat“ von Prof. Dr. Robert Hepp, JF 33/19

Perfider rechter Vorwurf

Vielleicht hätte Professor Hepp nicht „nur widerwillig einen Blick“ in das Sonderheft zum 20. Juli werfen, sondern sich etwas intensiver mit dem gesamten Inhalt befassen sollen. In der Tat, man muß schon Machiavelli bemühen, um zu einer solch absurden und zynischen Bewertung des 20. Juli zu kommen, wie Hepp sie offenbart. Machiavellismus ist nach Wikipedia die „abwertende Beschreibung eines Verhaltens, das zwar raffiniert ist, aber ohne ethische Einflüsse von Moral und Sittlichkeit“. Das macht sich Hepp offensichtlich zu eigen; da diese Frage in bezug auf den 20. Juli seit langem ausdiskutiert ist, lohnt es nicht, sich nochmals mit diesen Thesen auseinanderzusetzen. Die Feststellung mag genügen, daß Linke dem 20. Juli schon immer Demokratieferne vorwerfen, Rechte dagegen Verrat oder – perfider – Versagen.

Hans-Joachim Kuhlwein v. Rathenow, Herrnwahlthann 




Zu: „‘Staatlich gezüchtete Wissenschaftsjakobiner’“ von Björn Harms, JF 32/19

Des Kaisers neue Textilfabriken

Im staatlichen Auftrag entstehen also mit den „Gender“-Universitäten die Textilfabriken für des „Königs neue Kleider“. Pardon – wir haben ja eine Monarchin!

Uwe Kreckel, Riedering






Zu: „Die Sorge um das Wohl der Proletarier“ von Jürgen W. Schmidt, JF 32/19

100jähriges Tamtam anno 1963

Nach der Parteiarithmetik der SPD hat die Partei – anders als in Ihrer Aufmachung – allerdings schon 156 Jahre auf dem Buckel. Ich erinnere mich nämlich noch gut daran, wie die Sozialdemokraten im Jahre 1963 mit großem Tamtam ihr 100jähriges Jubiläum feierten, unter anderem mit einer zentralen Veranstaltung in Hannover. Es gab aber seinerzeit schon Stimmen, die der SPD unterstellten, sie habe kurzerhand den von Liebknecht und Bebel keineswegs geliebten Ferdinand Lassalle für sich vereinnahmt, um bereits im Vorfeld der Bundestagswahl 1965 durch eine große Jubiläumsfeier mediale Aufmerksamkeit zu wecken.                   

Edelbert Breu, Sulzbach-Rosenberg






Zu: „Eine Zensur findet statt“ von Michael Klonovsky, JF Nr. 30-31/19

Beispielhaft: Cem Özdemir

Natürlich werden wir durch die mehrheitlich linksgrünen Medien gesteuert und indoktriniert. Wohl dem, der die Geister unterscheiden kann. Beispielhaft ist hier meine Region: Donnerstags zeigt das Südwest-Fernsehen eine Sendung, die sich „Zur Sache Baden-Württemberg“ nennt. In der letzten Ausgabe vom 25. Juli 2019 war der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir zu Gast. Hier ging es um Übergriffe auf Politiker – in einem speziellen Fall auf den Oberbürgermeister aus Hockenheim – und wie gefährlich diese leben. Dazu wurden zwei Damen aus einer sogenannten „Wohnzimmerkonferenz“ zugeschaltet, davon eine, die nicht einer linksgrünen Gesinnung frönt. Özdemir hat nun, wie zu erwarten war, umgehend einen Zusammenhang zwischen den Übergriffen und der AfD hergestellt. Hier widersprach die Dame, worauf Özdemir aus heiterem Himmel ein Zettelchen hervorzauberte, von dem er mutmaßliche Verfehlungen von AfD-Politikern vortrug. Die Dame durfte daraufhin nicht mehr entgegnen. 

Michael Groß, Mannheim




Maxime des Jesuitenordens

Der hier zitierte Satz „Dem Führer entgegenarbeiten“ entspricht der älteren Maxime des Jesuitenordens „Sentire cum Ecclesia“. Auch sollte man die Unterführer Liz Mohn und Friede Springer nicht außer acht lassen.

Michael Ellwanger, Hof/Saale




Michel, wach endlich auf!

In der Tat, noch nie waren die Medien so regierungsfromm und oppositionsfeindlich wie heute. Dies gilt vor allem für die Öffentlich-Rechtlichen. Schon Carl Friedrich von Weizsäcker sagte 1983: „Das deutsche Volk ist absolut obrigkeitshörig, ein Held vor dem Feind, aber ein totaler Versager bei Zivilcourage!“ Der typische Deutsche verteidige sich erst dann, wenn er nichts mehr hat, was sich zu verteidigen lohnt.

Herbert Gaiser, München






Zum Leserforum: „Grün wählen ist wie Rosenkranzbeten“, JF 30-31/19

Alternative für Kirchenstreik

Zur Achtung vor dem Gottesglauben gehört der Respekt vor dem Gebet. Verschafft es dem, der daran glaubt, ein gutes Gefühl, wie der Briefschreiber dem Beter etwas herablassend zugesteht? Diese psychologische Deutung der Gebetswirkung ist nicht erschöpfend. Das Gebet zeitigt nicht Gefühle, sondern Hilfen und Heilung aller Art. Dies schreibt einer, der sich wegen der links-grünen Positionierung der Kirchen gegen den „Rechtspopulismus“ seit drei Jahren im Kirchenstreik befindet und auch ausgetreten wäre, wenn er damit dem Zeitgeist in der Amtskirche nicht auch geistlich das Feld überließe. Anstelle des Gottesdienstes sucht er im regelmäßigen Rosenkranzbeten Zuflucht – Beten als fernes Glied der Kirche für die Kirche auf Abwegen.

Norbert Lanfer, Bruchhausen