Am „Kriegspielen“ scheiden sich schon lange die pädagogischen Geister. Spätestens seit die „Kinder der Friedensbewegung“ selbst Kinder bekommen haben, gilt das Schießen mit Spielzeugwaffen in vielen Familien, in denen man sich besonders moralisch und progressiv gibt, als privat-militaristische Vorstufe zum Kindersoldaten und wird dem eigenen Nachwuchs dementsprechend nicht erlaubt.
Das öffentliche Tragen ist verboten
Die erzieherische Wirkung solcher Maßnahmen ist allerdings seit jeher gering. So mancher, der in Kindertagen von seinen fürsorglichen Hippie-Erziehungsberichtigten von Knallplättchen-Pistole und wassergefüllten „Super Soakern“ ferngehalten und „bewahrt“ wurde, hat sich zum obsessiven Waffennarren entwickelt. Auf der anderen Seite sind viele, bei denen es im Kinderzimmer einst aussah wie auf einem Stützpunkt der US-Armee, später zu superüberzeugten Antimilitaristen mutiert.
Die meisten Menschen werden im Laufe des Erwachsenwerdens aber eine gesunde Balance entwickeln, in der sie in der Lage sind, zwischen spielerischem und echtem Krieg zu unterscheiden. So können sie sich in ihrer Jugend dann auch ohne schlechtes Gewissen, dafür aber mit viel Freude am gemeinschaftlichen Abenteuer in Spielereien wie das sogenannte „Airsoft“ stürzen. Vor allem bei Jungs war und ist das „Game“, bei dem man kleine bunte Plastikkügelchen aus einer Druckluftpistole verschießt, extrem beliebt.
In der Regel werden die Waffen in Deutschland aber nicht an Jugendliche unter 14 Jahren verkauft. Stärkere Modelle dürfen sogar erst ab dem 18. Lebensjahr legal erworben werden. Sollte die „Softair“, wie es häufig der Fall ist, eine weitgehend originalgetreue Nachbildung einer echten Schußwaffe sein, fallen sie zudem unter das Recht für „Anscheinswaffen“ und dürfen somit in der Öffentlichkeit nicht geführt werden. Ihr Transport ist dann ausschließlich in einem „verschlossenen Behältnis“ erlaubt. Neben Nachbauten historischer Gewehre und Maschinenpistolen aus dem Zweiten Weltkrieg sind auch aktuelle Modelle deutscher Waffenschmieden beliebt.
Getragen und genutzt werden dürfen die Replika auf speziellen Schießstätten, auf denen sich Airsoft, ähnlich wie die artverwandten Paintballspiele oder Lasergames, in den letzten Jahren mehr und mehr zu einem semiprofessionellen Sport entwickelt hat, mit eigenen Wettbewerben, Turnieren, Ligen und Vereinen wie dem 2007 gegründeten Airsoft-Club Ingolstadt-Süd.
Bundeswehrsoldaten dürften neidisch werden
Wer schon mal bei einem der Wettkämpfe live dabei war, weiß, die Teams sind hierfür mit modernster Ausrüstung ausgestattet. Bis hin zur integrierten Action- oder sogar Waffencam, deren Aufnahmen die Spieler oft anschließend bei Youtube oder anderen Onlineplattformen hochladen. Manch Bundeswehrsoldat könnte angesichts der Elite-Ausrüstung der „Hobbysoldaten“ regelrecht neidisch werden.
Trotz der stetigen Professionalisierung ist Airsoft bislang aber nicht in das offizielle Sporthandbuch des Bundes Deutscher Sportschützen aufgenommen. Wohl aber vom globalen Sportschützenverein „International Practical Shooting Confederation“.
Die gesetzlichen Ansprüche an die Sicherheit der legalen Spielfelder sind in Deutschland sehr hoch. Weshalb in der Regel auch nur größere Veranstalter in der Lage sind, diese Bestimmungen zu erfüllen und im Sinne der Gesetzgebung für eine „angemessene Spielumgebung“ zu sorgen. Auch dürfen die Beteiligten von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen oder als Störung empfunden werden, weshalb häufig alte Truppenübungsplätze oder leerstehende Gebäudekomplexe außerhalb der Stadt für die Events genutzt werden. Das Spielen in einem öffentlich zugänglichen Waldgebiet ist dagegen offiziell verboten.
Ursprünglich kommt Airsoft übrigens aus Japan und entstand, als Schußwaffen dort nach dem Zweiten Weltkrieg für die Zivilbevölkerung verboten wurden. Im asiatischen Raum, wo auch die meisten der Waffenkopien hergestellt werden, erfreuen sich diese bis heute größter Beliebtheit. Gleiches gilt auch für viele westliche Länder mit restriktiven Waffengesetzen, wie Großbritannien oder eben Deutschland. Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Auch wenn es pazifistischen Gesellschaftspädagogen noch so sehr widerstrebt.