© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/19 / 30. August 2019

Statistik über „Menschen mit Migrationshintergrund“
Untaugliche Kategorie
Michael Paulwitz

Manche Begriffe verschleiern mehr, als sie erklären. „Migrationshintergrund“ ist so ein Begriff. Undifferenziert verwendet gleicht er der berühmten rosa Brille. Die Kategorie „Menschen mit Migrationshintergrund“ unterscheidet nicht zwischen konstruktiver und problematischer Migration, sie vermengt den ethnisch deutschen Aussiedler mit dem Islamisten, den US-Manager mit der westeuropäischen Fachkraft, dem vietnamesischen Akademiker oder nordafrikanischen Asylforderer. 

Sie unterscheidet nicht zwischen denen, die sich reibungslos einfügen und zum Gedeihen des Gemeinwesens beitragen, und jenen, die die deutsche Gesellschaft und ihre Werte verachten, ausnutzen und zerstören wollen. Die weitgefaßte und laufend veränderte Begriffsdefinition erlaubt zum einen, Probleme mit einzelnen Gruppen zu relativieren und das Versagen einer Migrationspolitik zu kaschieren, die auf Steuerung weitgehend verzichtet. 

Zugleich dient die maximale Ausweitung des Personenkreises, der irgendwie mit Einwanderung in Verbindung gebracht werden kann, als Vehikel für weitreichende Forderungen nach privilegierter Teilhabe. Paradoxerweise erfolgen diese vor allem im Namen der Gruppen, die sich am hartnäckigsten gegen Integration und Anpassung wehren. Für die vielfältigen Problemstellungen, die mit Migration verbunden sind, ist der „Migrationshintergrund“ eine wenig zweckdienliche Kategorie.