© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/19 / 30. August 2019

Zeitschriftenkritik: Bahamas
Wie sich der Staat delegitimiert
Werner Olles

Das Titelbild der Sommer-Ausgabe der dreimal jährlich erscheinenden linken Zeitschrift Bahamas zeigt die in Flammen stehende Pariser Kathedrale Notre-Dame, der Schriftzug darüber lautet „1500 Jahre Abendland sind genug“. Daß dies ironisch gemeint ist, wird klar, wenn die Redaktion über die „zynische Unaufrichtigkeit gepaart mit gespreizter Wichtigmacherei“ des deutschen Außenministers und seiner Phrase „Ich bin wegen Auschwitz in die Politik gegangen“ umstandslos ans Eingemachte geht. So wird die Pegida-Parole der „Islamisierung des Abendlandes“ korrekt als „die ungehinderte Ausbreitung des Islam in Europa durch die politisch geförderte Masseneinwanderung bekennender Sunniten und die Radikalisierung der schon vorhandenen islamischen Milieus, was zur Herausbildung einer aggressiven Gegengesellschaft führt, die auf die Eroberung des öffentlichen Raumes ausgeht“, bezeichnet.

Justus Wertmüller befaßt sich in seinem Beitrag „Der Staat schafft sich ab“ mit der Entmachtung der deutschen Sicherheitsorgane durch die Antifa. Haben die Warner vor Merkels Flüchtlingspolitik ohnehin recht behalten, begann die Delegitimierung der deutschen Sicherheitsorgane im Herbst 2018 zunächst als Farce, indem diverse rechtsradikale Gruppen und Grüppchen kurzerhand wegen „Bildung einer terroristischen Vereinigung“ unter Anklage gestellt wurden, ohne daß es irgendwelche Anhaltspunkte dafür gab. Und „da acht Chemnitzer Dumpfbacken beim besten Willen keinen Bürgerkrieg anzetteln können, zumal sie unbestritten über gar keine Waffen verfügen, wurde deren an Blödheit kaum zu übertreffende ‘Strategie’ für bare Münze genommen und der Öffentlichkeit als ausgereifter Fahrplan präsentiert“ (Wertmüller).

Da bereits mit Hans-Georg Maaßens schimpflichem Rausschmiß auch Innenminister Seehofer und die CSU in der Flüchtlingsdebatte „in demütigender Weise öffentlich auf Linie gebracht wurden, stand einer Allianz von Staatsantifaschisten in Politik und Medien“ nichts mehr im Wege: „Die Feindeslisten einer politischen Elite, die in Wirklichkeit eine alles beherrschende Pressemeute ist, sind heute schon länger als die von Nordkreuz“ (Wertmüller).

Weitere Beiträge des lesenswerten Heftes befassen sich mit dem neuen Freiheitskampf der Dänen und ihrer Sozialdemokratie in Sachen Zuwanderung und Integration (Sören Pünjer); der Frage „Warum fast niemand offen ausspricht, daß die Religion des Friedens systematisch Christen verfolgt“ (Lisa Lübars) und der „Digitalisierten Lebensreformbewegung“ (Mario Möller) der „Klima-Kids“ mit „Weltstar“ Greta an der Spitze, für deren Spezialität, Kohlendioxide mit dem bloßen Auge zu erkennen, sie vom Berliner Bischof Koch zur Prophetin erklärt wurde. Möller spricht dem „Unbehagen wohlstandsüberdrüssiger Kids an der Zivilisation“ jedoch die Harmlosigkeit ab, denn ein „logisch nur schwer begründbares Weltverbesserungsprojekt“, gesponsert von Medien und der politischen Klasse, führe zur Verinnerlichung einer „zivilgesellschaftlichen Verblödung.“

Kontakt: Bahamas, Postfach 30 42 14, 10757 Berlin. Das Einzelheft kostet 6 Euro, ein Jahresabo 18 Euro. 

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