© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/19 / 30. August 2019

Die Übertragung gerät zum Chaos
Bundesligarechte: Die Aufteilung an zahlreiche Anbieter sorgt für Verwirrung
Ronald Berthold

Politik und Kartellamt hatten es vorgeblich gut gemeint: Die Fußball-Übertragungsrechte nur beim Pay-TV-Sender Sky zu lassen, benachteilige den Fan. Denn der sei einem Monopol und damit hohen Preisen ausgeliefert. Es mußten weitere Anbieter dazukommen. Angerichtet hat dieser Eingriff ein Übertragungschaos, das seit dem Start der Bundesliga nun auch vielen Zuschauern deutlich wird. Kaum ein Anhänger weiß noch, wo das Spiel seines Bundesliga-Vereins gezeigt wird. Zudem ist es kostspieliger geworden. Statt eines Abos braucht er jetzt mindestens zwei. Die JUNGE FREIHEIT hat sich durch diesen Fußball-Dschungel gekämpft.

ARD und ZDF spielen kaum eine Rolle

Nachdem in der vergangenen Saison Eurosport diverse Bundesliga-Partien zeigte, ist nun der britische Streamingdienst Dazn (JF 37/17) am Start. Dieser hat eine Sublizenz von Eurosport gekauft. Am Freitag, am Sonntag um 13.30 Uhr und die Montagspartien um 20.30 Uhr (in dieser Spielzeit werden es fünf sein) überträgt Dazn. Das Abonnement für insgesamt 40 Spiele kostet 11,99 Euro im Monat. Bei Eurosport waren es zuletzt 9,99 oder 49 Euro für die gesamte Saison. Sky zeigt die anderen 266 der 306 Bundesliga-Spiele: die Partien am Sonnabend um 15.30 und 18.30 Uhr sowie die späten Sonntagsspiele. Das normale Sport-Abo bei Sky kostet 39,99 Euro pro Monat. Wer gleich für zwei Jahre bucht, zahlt nur 24,99 Euro. Im Angebot enthalten sind allerdings nicht nur die Erstligaspiele, sondern auch alle Partien der 2. Bundesliga, der englischen Premier League, des DFB-Pokals sowie ausgewählte Spiele der Uefa-Champions League. Günstiger fährt, wer sich ein monatlich kündbares Sky-„Ticket“ kauft. Das läuft aber nicht über den Fernseher, sondern nur im Internet und kostet 29,99 Euro. Vorteil: Der Fan zahlt in der fußballfreien Zeit kein Geld. Außerdem unterbreitet Sky seinen Kunden, die kündigen, immer wieder günstige Angebote zwischen 9,99 Euro und 15 Euro – auch während der laufenden Spielzeit.

Da die Deutsche Fußball-Liga die Spiele nur für einige Wochen im voraus exakt terminiert, müssen die Anhänger abwarten, welcher Sender das gewünschte Spiel überträgt. Für Kurzentschlossene oder Menschen, die nur ein bestimmtes Duell sehen wollen, bietet Sky auch ein Tagesticket für 9,99 Euro an. 

Ausgenommen vom Übertragungs- und Tarifwirrwarr sind noch die Kneipen und Restaurants, die bisher die Bundesligaspiele als „Sky-Sportsbars“ zeigten. Die Gäste können dort auch die Freitagspartien, an denen jetzt Dazn die Rechte hält, sehen. Darüber haben sich Dazn und Sky geeinigt. Die Partien seien laut Mitteilung „zunächst weiterhin wie gewohnt über den Sender Eurosport 2HD Xtra zu empfangen“, der von Sky betrieben wird. 

Ein weiterer Anbieter ist die Telekom, die das Paket „Sky Sport Kompakt“ für 9,95 Euro anbietet. Es enthält alle Bundesligakonferenzen von Sky. Allerdings gilt das ausschließlich für Kunden, die bereits einen Festnetz-, Handy-, Internetvertrag mit dem Unternehmen haben.

Kaum noch eine Rolle bei Live-Übertragungen der Bundesliga spielt das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das die Bürger mit ihren Rundfunkbeiträgen finanzieren. Die ARD ist komplett außen vor, und das ZDF zeigt lediglich drei Freitagsspiele über die gesamte Saison verteilt. Eines davon war das Eröffnungsspiel zwischen Bayern München und Hertha BSC (2:2). Die anderen beiden folgen am 17. und 18. Spieltag. Eine Ausnahme gibt es laut Rundfunkstaatsvertrag noch: Sollte es ein deutscher Verein in das Finale der Champions League schaffen, muß das Spiel auch bei ARD oder ZDF gezeigt werden. Die beiden Relegationsspiele zwischen dem Dritten der 3. und dem 16. der 2. Liga laufen ebenfalls im ZDF. Dazn dagegen zeigt die Relegation zur 1. Bundesliga. 

Apropos 3. Liga: Wer die Spiele live sehen möchte, muß wiederum bei der Telekom vorstellig werden. Seit zwei Jahren laufen die Partien dort – unter anderem kicken Traditionsvereine wie der 1. FC Kaiserslautern, 1860 München und Eintracht Braunschweig in diesem Gefilde. Kunden mit Telekom-Vertrag zahlen dafür gar nichts, alle anderen 16,95 Euro im Monat bzw. 9,95 Euro bei einem Jahres-Abo. Obendrauf gibt es unter anderem alle DEL-Eishockey- und Basketball-Bundesligaspiele.

Das einzige, das wirklich kostenlos – auch ohne Rundfunkbeitrag – zu sehen sein wird, sind einige Spiele der Europa League. Eine Partie pro Spieltag zeigt RTL Nitro. Ansonsten ist hier Dazn Platzhirsch: Es streamt alle 205 Spiele der Europa League. RTL überträgt auch die Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft zur EM und WM. Erst bei den Turnieren selbst kommt wieder der Gebührenzahler zum Zuge. Die Spiele mit deutscher Beteiligung bei Europa- und Weltmeisterschaft laufen noch bei ARD und ZDF.