© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 37/19 / 06. September 2019

Grüße aus Rom
„Teutones in Pace“
Paola Bernardi

Rom,Via della Conciliazione, die direkt zum Vatikan führt. Ein Lavastrom von hupenden Autos und erstickendem Smog. Eine sich drängende Menschenmenge aus aller Welt und natürlich Bettler, die sich alle in der Gluthitze in Richtung Petersdom bewegen. Roms übliches Chaos. Doch wenn man das  linke große Tor zum Eingang des Vatikan durchschreitet und dem Schweizer Gardisten das Losungswort „Campo Santo Teutonico“, nennt, dann öffnet sich eine Welt der Stille. Man betritt ein Stück Deutschland im Vatikan: den großen und berühmten deutschen protestantischen Friedhof in Rom. Eine kleine intime Toteninsel, die sogar heilig ist. Befand sich doch hier der Circus des Nero, in dem die ersten römischen Christen starben, zudem wurde hier Erde aus dem Heiligen Land verstreut. 

Die Gebeine der toten Emanuela im Grab von zwei deutschen Adeligen hier auf dem Friedhof?

Verwaltet wird dieser Friedhof bis heute von einer Erzbruderschaft. Ein Priesterkolleg, eine Bibliothek und das römische Institut der Görres-Gesellschaft säumen ihn. „Teutones in Pace“ steht in großen Lettern über dem schmiedeeisernen Tor zum Eingang. Was immer wieder böswillig kolportiert wurde: „Hier geben die Deutschen Ruhe.“ Unter Palmen und Zypressen liegt Grab an Grab. Wer etwas auf sich hält als Deutsch-Römer, versucht hier begraben zu werden. Es gilt als große Ehre, und nur wenigen gelingt es.

 Nur ab und an huscht eine Katze durchs Gebüsch. Auf moosgrünen engen Wegen kann man deutsche Geistesgrößen auf den marmornen Grabsteinen ablesen: So der Archäologe Ludwig Curtius (gest. 1954), der Dichter Stefan Andrei (gest.1970), aber auch das Grab der populären Haushälterin Pascalina Lehnert von Eugenio Pacelli (später Papst Pius XII.) (gest. 1983) ist hier.

In diesem Sommer wurde allerdings die Stille des kleinen intimen Friedhofs jäh unterbrochen. Der Fall von Emanuela Orlandi, der Tochter eines Vatikan-Hofdieners, die mit 15 Jahren vor über 30 Jahren verschwand, war plötzlich wieder aktuell geworden. 

Gerüchte, Verschwörungstheorien zum Fall wollen nicht enden. Die Familie Orlandi hatte einen anonymen Brief erhalten, in dem es hieß, daß die Gebeine der toten Emanuela im Grab von zwei deutschen Adeligen hier auf dem Friedhof lägen. Doch die Suche war vergebens, das fürstliche Grab seltsamerweise leer. Stattdessen fand man nun eine verborgene Grabkammer mit zahlreichen Gebeinen. Der deutsche Friedhof ist nun Schauplatz eines Kriminalfalles.