© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 37/19 / 06. September 2019

Mehr Mitbestimmung, mehr Transparenz
„Fairtube“: Youtube-Filmemacher fordern mit gewerkschaftlicher Unterstützung die Videoplattform heraus
Björn Beiersdorf

Der Streit zwischen Youtube und den Produzenten von Inhalten geht in die nächste Runde. Nachdem die Videoplattform noch vor dem Auslaufen eines Ultimatums der IG-Metall-Kampagne „Fairtube“ zum 23. August reagiert hat, sind nun hinsichtlich der Forderungen nach verbesserter Transparenz und mehr Mitbestimmung für Youtuber erste Gespräche in Berlin geplant. 

Hintergrund ist ein inzwischen jahrelanger Konflikt zwischen dem sozialen Netzwerk und sogenannten „Youtube Creators“, also Personen, die Videos hochladen. Allgemein geht es um mangelnde Transparenz bei Webeeinnahmen und ihrer Verwendung durch das US-Unternehmen, den Umgang mit Algorithmen sowie um die Mitbestimmungsrechte der „Creators“. 

Nach der Implementierung der „Richtlinien für werbefreundliche Inhalte“, die Youtube 2018 veröffentlichte, beschränkten Algorithmen zahlreiche Videos in ihrer Möglichkeit, Einnahmen durch Anzeigen zu generieren, weil sie angeblich nicht werbefreundlich gewesen seien. In der Folge der willkürlichen und zumeist nicht nachvollziehbaren Einschränkungen bis hin zu Löschungen gründete sich 2018 die mittlerweile mehr als 20.000 Mitglieder umfassende gewerkschaftsähnliche „Youtubers Union“. Geführt wird sie vom selbst betroffenen Hobbybastler Jörg Sprave, der auf seinem „Slingshot Channel“ (2,2 Millionen Abonnenten) die verrücktesten, gleichwohl funktionalen Waffen im Rahmen deutscher Gesetze herstellt und demonstriert. Vorläufiger Höhepunkt der Auseinandersetzung war die Gründung der „Fairtube“-Kampagne mit der IG Metall am 26. Juli 2019. Das gestellte Ultimatum sollte eine Stellungnahme des Unternehmens bezüglich konkreter Forderungen erzwingen: die Einrichtung eines Beirats für Youtuber zur Mitbestimmung, nachvollziehbare Einzelentscheidungen bei Beschränkungen von Videos, menschliche Ansprechpartner für Youtuber sowie Transparenz bei allen Bereichen der Monetarisierung von Videos. Welche Ergebnisse bei den Gesprächen mit der IG Metall und der „Youtubers Union“  herauskommen, bleibt abzuwarten. Zuletzt kündigte Google zwar neue Monetarisierungsmöglichkeiten in Form einer kostenpflichtigen Live-Chat-Funktion für Nutzer an. Jedoch gibt Youtube auch für diese Art der Einnahmen keine genauen Angaben über die Verwendung an.