© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Lesereinspruch

Mehr Natur als Geist

Zu: „Studentischer Psychoterror“ von Thorsten Hinz (JF 36/19)

Aufgestoßen an dem sonst sorgfältig recherchierten Beitrag ist mir die Aussage, an geisteswissenschaftlichen Fakultäten würden „Heerscharen zu Intellektuellen“ ausgebildet, aus denen sich ein an einem Tropf von Förderprogrammen hängendes oder arbeitsloses „Intelligenzproletariat“ rekrutiere. Zu meinem Unverständnis und Ärger als seit gut dreißig Jahren in der Forensik in Vollzeit tätigem Berufspsychologen wurden hier auch Psychologen benannt. Zunächst gilt, daß Psychologinnen und Psychologen heutzutage ein weitgehend naturwissenschaftlich geprägtes Studium absolvieren, bei dem „harte Naturwissenschaften“ wie Mathematik (Statistik), Biologie oder Medizin keine unwesentliche Rolle spielen, weshalb eine Zurechnung dieser auf experimentellen Methoden fußenden Wissenschaft zu den „Geisteswissenschaften“ dubios erscheint. Im Arbeitsmarkt ist diese Berufsgruppe sehr gefragt. Anders als im Beitrag behauptet, gibt es kein Arbeitslosigkeitsproblem, die Arbeitslosenquote (bei rund 130.000 Psychologen) ist mit nur 2,3 Prozent geringer als der Durchschnitt bei den Akademikern.

Dr. phil. Jürgen Ptucha, Gotha