© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Zeitschriftenkritik: Tumult
Von der Natur lernen
Werner Olles

Die Herbst-Ausgabe 2019 der Vierteljahresschrift für Konsensstörung Tumult präsentiert 18 Bilder des 1938 geborenen Malers, Architekten und Bühnenbildners Ludwig Valentin Angerer, genannt „der Ältere“. Es sind dies Bilder eines „magischen Realismus“, die ihre „unangefochtene Treue zum christlich-abendländischen Erbe“ nicht verbergen und an Salvador Dali oder die Phantasiewelten Tolkiens erinnern.

Während Frank Böckelmann in seinem Leitartikel „Der Ort zerfällt, mit ihm die Welt“ die „Renovierung Europas“ beschreibt, dessen Orte „ihrer Herkünfte, Charaktere und Distanzen beraubt (werden)“, zitiert Till Kinzel in seinem Beitrag „Fake Morality“ Arnold Gehlen, der „die Illusion der Konservativen, irgend etwas werde an irgend einer Realität zerschellen, solange das mediale Realitätsmanagement intakt bleibt“, als „optimistisch-verharmlosend“ bezeichnete. Vielmehr müsse über den „Begriff des Politischen immer dann nachgedacht werden, wenn man sich über eine konkrete politische Lage klar zu werden versucht“ (Kinzell). 

Christoph Beckers „Klimaschutz durch Landwirtschaft – Ein Gegenentwurf zur grünen CO2-Globaldoktrin“ beleuchtet eine Thematik, die von der „ergrünten“ Politik und ihren „Lückenmedien“ bewußt ausgeblendet wird. Der Autor weist anhand neuer Daten und praktischer Beispiele nach, daß das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft mit Hilfe der Landwirtschaft erreicht werden kann, und zwar ohne Gängelung durch globale Organisationen. Beckers Grafiken der CO2-Konzentrationen zeigen, daß die Natur im Verlauf der Erdgeschichte große Mengen CO2 als Kohlenstoff in den Böden gespeichert und dabei viele Tiere genährt hat. Es sei möglich, von der Natur zu lernen und ihre Prozesse gezielt einzuleiten. Seine Überzeugung, daß ohne fossile Energieträger in Deutschland alle Räder still stünden, teilt er mit dem Mikrobiologen David C. Johnson, der den gesamten Energieumsatz betrachtet und davon ausgeht, daß man dem Bodenleben möglichst viel Energie per Photosynthese zuführen müsse, denn dadurch werde viel mehr Kohlenstoff im Boden gebunden. Der Gefahr einer globalen Ökodiktatur sei auf diese Weise entgegenzuwirken, zumal „eine Stagnation oder ein Rückgang der CO2-Konzentration in der Atmosphäre immer die Folge tragischer und häufig katastrophaler Ereignisse (war)“ (Becker).

Der katholische Theologe Edmund Pevensie befaßt sich mit der Selbstermächtigung des Menschen und dem Öko-Romantizismus. Die „grünen Skrupellosigkeiten zugunsten der gewaltigen Bürokratien“ samt der „hybriden Idee, daß wir Souveräne über die völlig durchkartographierte Welt“ seien, haben die hochmittelalterliche Metaphysik und „alle traditionalen Bestände des menschlichen Zusammenlebens und der gewachsenen Ordnungsvorstellungen“ dekonstruiert und die theologischen Entwicklungslinien seit dem II. Vaticanum in einen „kirchlichen Moderne-optimismus“ transformiert.

Kontakt: Frank Böckelmann, E-Mail: boeckelmann@web.de. Das Einzelheft kostet 10 Euro.

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