© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Blick in die Medien
Barth zeigt Haltung
Tobias Dahlbrügge

Mario Barth ist Deutschlands erfolgreichster „Comedian“. Er füllt Stadien und geht nach der Show mit dem Gegenwert eines Einfamilienhauses als Gage nach Hause. Das sichert ihm Neid und Mißgunst aller Kabarettisten, die sich mit „anspruchsvollen“ Programmen über die Kleinkunstbühnen der Republik quälen.

Tatsächlich ist es kaum möglich, den Namen Mario Barth und den Begriff „Anspruch“ in einem Satz unterzubringen, aber schließlich wird niemand gezwungen, Geld dafür zu bezahlen, sich flache Witze (neudeutsch: „sexistische Stereotype“) über das Zusammenleben von Männern und Frauen anzuhören. Das lassen die Haltungskünstler auf Staatskurs ihm aber nicht durchgehen: Sie monieren, daß Barth keine „Haltung“ zeigt und auf Zeigefinger und Volkserziehung verzichtet.

„Sollte jemand mich nicht mehr mögen, weil ich anderer Meinung bin, steht es ihm frei.“ 

Aber jetzt kam es noch schlimmer: Der Berliner Komiker hat sich öffentlich über Greta Thunberg und „Fridays for Future“ lustig gemacht. Auf Facebook lud er ein kurzes Video hoch, in dem er darüber witzelte, daß Thunbergs „emissionsfreie“ Medienreise nach New York von mehreren Flugreisenden begleitet wird. Das brachte ihm spontan einen veritablen Wutsturm ein.

Doch Barth zeigte diesmal tatschlich Haltung: Er knickte vor dem Zwergenaufstand nicht ein und konterte: „Jeder“, so schrieb er, „hat das Recht, sich verarschen zu lassen.“ Außerdem attestierte er der Kinderkreuzzugsbewegung „Heuchelei“, weil ihre Demos „Müll hinterlassen“, und stellte die ketzerische Frage: „Wo waren die während der Sommerferien?“

Außerdem wies er zurück, sich über Thunbergs Asperger-Syndrom lustig gemacht zu haben, fügte aber hinzu, auch diese Diagnose bedeute nicht automatisch, daß man im Recht sei. Die Online-Hasser ließ er wissen: „Sollte jemand der Meinung sein, mich nicht mehr mögen zu wollen, weil ich anderer Meinung bin, dann muß man das tun. Das steht glücklicherweise jedem frei. Aber deswegen ändere ich nicht meine Meinung.“ Chapeau!