© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Journalismus wird mobiler
In den sozialen Medien: Smartphones und Videobeiträge gewinnen an Bedeutung
Gil Barkei

Für die 18- bis 24jährigen ist Instagram mittlerweile die am häufigsten genutzte Nachrichtenquelle unter den sozialen Medien. Dahinter rangieren laut dem „Reuters Institute Digital News Report“ Facebook, Youtube, WhatsApp und Twitter. Bewegtbilder ergänzen zunehmend Online-Texte, das Smartphone den Notizblock und den Stift. 

Mit den neuen Kanälen ändern sich Ästhetik, Technik und Rahmenbedingungen der Beiträge: schnelle Schnitte, Hochkantformat, flexible Einsatzorte dicht am Geschehen sowie Livestreams oder das unmittelbare Hochladen ohne den Zeit kostenden Umweg, das Material erst an Redaktionen oder Übertragungswagen schicken zu müssen.

Für den Journalisten ergeben sich daraus neue Herausforderungen. Ist er alleine unterwegs – beispielsweise bei Veranstaltungen oder Demonstrationen – ist er Reporter, Kameramann und Tontechniker in einem. Selbst große private Fernsehsender, aber auch öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten planen nicht mehr immer mit einem klassischen Kameratrio, um Interviews, O-Töne oder Veranstaltungsmitschnitte einzufangen. So schickte beispielsweise der RBB einige seiner Mitarbeiter zur Weiterbildung – ein mehr an Arbeit für die Redakteure, jedoch weniger Kosten für die Medienhäuser inklusive. Zudem können Journalisten bereits vor einem umfangreichen Artikel oder Video ihre ersten Eindrücke und Aufnahmen als kurze „Info-Schnipsel“ zwischendurch in den sozialen Netzwerken veröffentlichen.

Leistungsfähige Smartphones und neue kleinere kabellose Mikrofone machen es möglich. Apps wie FiLMiC lassen es zu, auch kleine Handykameras professionell zu nutzen. Einfache Schnittprogramme wie iMovie ermöglichen eine sofortige Nachbearbeitung vor Ort auf dem Gerät. Längst bieten Journalistenschulen wie die Reporterfabrik, aber auch der Deutsche Journalisten-Verband Schulungen an.

Für alternative Medien ergibt sich aus der Entwicklung großes Potential. Teure, schwerbepackte Produktionsteams sind nicht mehr zwangsläufig nötig, um auch in Bild und Ton beispielsweise von einer Protestkundgebung zu berichten.