© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 39/19 / 20. September 2019

Von langer Hand geplant
Keine Graswurzelbewegung: Ein Blick auf die Hintergründe der „Fridays for Future“-Initiative / Dritter und letzter Teil der JF-Reihe
Hinrich Rohbohm

Gut ein Jahr ist es her, als die „Fridays for Future“-Bewegung mit ihren Demonstrationen begann. Wie Pilze schossen lokale Bündnisse in immer neuen Städten aus dem Boden, zogen Scharen von Schülergruppen durch die Straßen. Eine rasch wachsende Graswurzelbewegung, die den Klimaschutz in die Köpfe von Politik und Medien bringt. So scheint es. 

Doch was nach außen als vermeintliche Graswurzelbewegung verkauft wird, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als geschickt inszenierte PR-Strategie. Denn die Klima-Demonstrationen sind alles andere als spontan. Ihre Anführer kommen zumeist aus der Grünen Jugend, von Greenpeace oder dem BUND. 

Astroturfing heißt die Zauberformel, mit der es der FFF-Bewegung und den Grünen gelingt, die politischen Parteien vor sich herzutreiben. Dabei handelt es sich bei dem Begriff Astroturf eigentlich um einen Markennamen für Kunstrasen. Ein Name, der gerade deshalb so passend ist, weil die in Deutschland noch wenig bekannte PR-Methode darauf abzielt, eine künstliche Graswurzelbewegung herzustellen. 

Neu ist das eigentlich nicht. Schon Mitte der achtziger Jahre sah sich der texanische US-Senator Lloyd Bentsen mit einer Fülle von an sein Büro adressierter Briefe konfrontiert. Briefe von normalen, scheinbar unabhängig voneinander agierenden Personen, die ihn davon zu überzeugen versuchten, sich stärker mit den Interessen der Versicherungswirtschaft zu befassen. 

Al Gore bildet sogenannte „Klimaführer“ aus

„Ein Texaner kennt den Unterschied zwischen Graswurzeln und Astroturf. Das ist alles fabrizierte Post“, hatte der Politiker damals unerschrocken entgegnet und so den heutigen Begriff geprägt. 

Mit anderen Worten: Die Öffentlichkeit wird dahingehend manipuliert, daß sie glaubt, bei der FFF-Bewegung handele es sich um spontan organisierte Einheiten, die zeitgleich an verschiedenen Orten entstehen. Tatsächlich sind es von langer Hand geplante und gut koordinierte Aktionen international agierender Klimaschutzorganisationen. 

Organisationen, die durch die Methode des Astroturfing Emotionen schüren und in der Gesellschaft eine Klimahysterie erzeugen, die vor allem in Deutschland den Grünen zu hohen Wahlergebnissen verhilft und ihnen die nötigen Mehrheiten zur Umgestaltung der Demokratie in eine grüne Republik mit ökosozialistischem Antlitz ermöglicht. Mit seinem Climate Reality Project, der Ausbildung sogenannter „Klimaführer“ und seinem Globe-Programm, an dem über 23.000 Schulen in mehr als hundert Ländern beteiligt sind, spielt der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore hier eine maßgebliche Rolle.

Einer der maßgeblichen politischen und finanziellen Förderer der Familie Gore war über lange Zeit der Präsident der amerikanischen Ölgesellschaft Occidental Petroleum, Armand Hammer, dessen Mittel den Aufstieg von Al Gores Vater Albert Arnold Gore senior zum Kongreßabgeordneten und späteren Senator von Tennessee stark begünstigten. 

Hammer, dem in Moskau der Lenin-Orden verliehen worden war, stand in den USA mehrfach im Verdacht, ein Agent der Sowjetunion zu sein. Schon sein Vater Julius Hammer war überzeugter Marxist, hatte das zaristische Rußland Ende des 19. Jahrhunderts verlassen. In Amerika gehörte er der Socialist Labour Party an, zählte außerdem zu den Mitbegründern der Kommunistischen Partei der USA. Armand Hammer selbst galt als enger Freund Lenins. „Wenn er mir befohlen hätte, aus dem Fenster zu springen, hätte ich es wahrscheinlich getan“, schrieb er in seinen Memoiren. 

Als in den sechziger Jahren der damalige FBI-Chef Edgar Hoover Hammers verdächtige Verbindungen nach Moskau untersuchen lassen wollte, war es Al Gore senior, der ihn im Senat leidenschaftlich verteidigte. Und als Gore senior 1970 aus dem Senat ausschied, verschaffte Hammer ihm eine mit 500.000 Dollar Jahresgehalt dotierte Stelle bei einer Tochtergesellschaft von Occidental Petroleum. 

Auch Al Gore junior, der nach dem Tod seines Vaters ein Occidental-Aktienpaket von bis zu 500.000 Dollar erbte, sollte sich für den Industriellen mächtig ins Zeug legen. Unter anderem setzte er sich für die Erschließungspläne von Occidental im regenwaldreichen Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Venezuela ein. Klimaschutz? Fehlanzeige. 

Armand Hammer gehörte auch der vom letzten sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow auf den Weg gebrachten Internationalen „Stiftung für das Überleben und die Entwicklung der Menschheit“ an, finanzierte unter anderem dessen Büro in New York. Die Stiftung gilt unter anderem als wegbereitende Institution für den Rio-Gipfel 1992. Gorbatschow selbst forderte im Januar 1990 die „Vorbereitung eines internationalen Kodex ökologischer Ethik“, um „das Leben im 21. Jahrhundert nach neuen Gesetzen aufzubauen.“ 

Gorbatschow und Strong hatten Idee für Rio-Gipfel

Die Idee für den Rio-Gipfel hatte Michail Gorbatschow zusammen mit Maurice Strong entworfen, einem kanadischen Marxisten und Geschäftsmann. Wie Armand Hammer agierte er als Marxist und Kapitalist zugleich. Und wie Hammer war er als Vorstandsvorsitzender von Petro-Canada im Ölgeschäft tätig. „Von der Ideologie her bin ich Sozialist, vom Lebensstil und der Methode her ein Kapitalist“, ist von ihm als Aussage belegt. Ebenfalls im Vorfeld des Rio-Gipfels wurde Gorbatschows Idee vom Club of Rome mit einem entsprechenden Bericht unterstützt. 

Der Name des Berichts: „Die erste globale Revolution.“ Sein Inhalt läßt aufhorchen. „In ihrer heute praktizierten Form ist die Demokratie für die vor uns liegenden Aufgaben nicht mehr besonders gut geeignet“, heißt es dort etwa. Gorbatschow und Strong gehörten beide dem Club of Rome an. 

Maurice Strong gilt als zentrale Schlüsselfigur der weltweiten Klimaschutzkampagne. Schon 1972 leitete er die Stockholm-Konferenz, wurde im gleichen Jahr Generaldirektor des Umweltprogramms der UN. Jenes Umweltprogramms, das 1988 gemeinsam mit der Weltorganisation für Meteorologie den Weltklimarat (IPCC) ins Leben gerufen hatte. 

Seine ältere Cousine Anna-Louise Strong zählte einst zu den einflußreichsten Kommunisten der USA. Die US-Journalistin lebte die meiste Zeit über in Moskau und Peking, war mit dem sowjetischen Landwirtschaftsminister Joel Shubin verheiratet, zudem mit Mao Tse-tung und Chou En-lai als auch mit Leo Trotzki eng befreundet. So war es nicht sehr verwunderlich, als ihr Cousin Maurice Strong 1992 auf Wunsch von China und Rußland UN-Generalsekretär werden sollte. Das Vorhaben scheiterte. Doch fünf Jahre später wird Strong schließlich stellvertretender UN-Generalsekretär.

1992 leitet er den Rio-Gipfel, auf dem die Klimarahmenkonvention verabschiedet wird. Jene Konvention, die fünf Jahre später dem Kyoto-Protokoll als Grundlage diente, in dem erstmals völkerrechtlich verbindliche Höchstmengen für den Kohlendioxidausstoß der westlichen Industrieländer festgelegt wurden. Diese wurden nun dazu verpflichtet ihren CO2-Ausstoß zu senken. Davon ausgenommen: die Großmächte Rußland und China. 

In China demonstriert eine einsame Schülerin

Vielmehr gestattete das Kyoto-Protokoll diesen Staaten sogar, ihren CO2-Ausstoß noch zu erhöhen und ungenutzte Emissionsquoten im internationalen Emissionshandel künftig zu verkaufen. Maßgeblich für das Zustandekommen des Kyoto-Protokolls eingesetzt hatte sich vor allem die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel. 

Der Leiter für Allgemeine Wirtschaftspolitik und Wissenschaft beim Energiekonzern RWE, Hans-Wilhelm Schiffer kritisierte damals, daß sich daraus „ein massiver Einkommens-transfer aus der EU nach Rußland“ ergebe.

Ein Transfer, der sich durch das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 weiter verschärft. Jährlich 100 Milliarden Euro sollen die westlichen Industrieländer von 2020 bis 2025 für den Umbau der Energieversorgung zur Verfügung stellen. Geld, das in die sogenannten Entwicklungsländer fließen soll, während der mit Abstand größte CO2-Verursacher China lediglich auf „freiwilliger Basis“ finanzielle Unterstützung leisten brauche.

Ein Umstand, der eigentlich nach einer mächtigen „Fridays for Future“-Demonstration in China verlangen würde. Tatsächlich demonstriert dort die 16 Jahre alte Schülerin Howey Ou vor dem Regierungsgebäude der Stadt Guilin in der Provinz Guangxi. Allein.  

Teil 1 der Serie über Meinungsmanipulation in klimarelevanten Beiträgen bei Wikipedia erschien in der JF-Ausgabe 37/19, Teil 2 über die Hintermänner von Deutschlands führenden Klimaaktivisten in JF 38/19.