© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 39/19 / 20. September 2019

Verschärfung der deutschen Meldepflichten im Edelmetallmarkt
Bürgerfeindlich
Thorsten Polleit

Wer physische Edelmetalle in Deutschland bar bezahlt, kann das bis zu 10.000 Euro anonym tun. Doch die Bundesregierung will diese Obergrenze ab Januar auf 2.000 Euro absenken. Der Anleger kann dann keine zwei Unzen Gold kaufen, ohne daß er seinen Ausweis vorlegen muß und vom Händler registriert wird. Das sei aber notwendig, denn man müsse Geldwäsche und Terrorismus bekämpfen, die EU gäbe das vor.

Doch sinvoll ist das nicht. Die Regierung weiß zum Beispiel gar nicht, wie hoch die Umsätze im Edelmetallmarkt und die Anzahl anonymer Tafelgeschäfte überhaupt sind. Das geht aus der Antwort auf eine FDP- Anfrage an das Bundesfinanzministerium (BMF) hervor. Auch die Verdachtsmeldungen mit Bezug zu Edelmetallen, die das BMF in ihrer Auskunft nennt, sind so verschwindend gering, daß man nur den Kopf schütteln kann, wie man daraus eine sachlogische Notwendigkeit für eine Verschärfung der Meldepflichten im Edelmetallmarkt ableiten will.

Durch die Verschärfung der Meldepflichten entsteht dem Edelmetallmarkt in Deutschland Schaden. Sparern und Anlegern wird ein weiteres Stück ihrer finanziellen Privatsphäre genommen. Zudem steigen die Kosten für die Händler – mehr Papier, mehr Zeitaufwand, mehr Personal, mehr Risiko. Und letztlich muß der Edelmetallkäufer zahlen – in Form höherer Preise, vermindertem Angebot oder schlechterem Service. Der Verdacht drängt sich auf, daß es den Bürokraten in Brüssel und Berlin um etwas ganz anderes geht: Daß sie einfach wissen wollen, wer Edelmetalle besitzt, und daß sie dadurch auch den Nimbus von Gold, Silber oder Platin als „anonyme Fluchtwährung“ schwächen wollen.

Zumindest eines dürfte unmißverständlich klar werden: Die Bundesregierung ist nicht bestrebt, ihren Bürgern und der heimischen Wirtschaft dabei zu helfen, vorzusorgen gegen die Folgen, die das absehbare Scheitern des wahnwitzigen Euro-Währungsprojektes haben wird. Und die Kriminellen, die üble Geschäfte machen, werden sich leider von einer verschärften Meldepflicht für Edelmetalle in Deutschland und Europa nicht bremsen lassen. Sie werden auf andere Transaktionsmedien ausweichen, werden die Zahlungen ihrer hiesigen Geschäfte dank neuer Technologien über andere Regionen der Welt abwickeln.

Die Idee, man müsse nur alle Transaktionen der Menschen erfassen und kontrollieren, um das Böse abzuwehren, beschwört viel größere Probleme heraus, als die, die man lösen will oder vorgibt lösen zu wollen. Schon Benjamin Franklin (1706–1790), einer der Verfassungsväter der USA, wußte das: Er wies darauf hin, daß der, der bereit ist, Freiheit gegen Sicherheit aufzugeben, am Ende beides verlieren wird.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts.

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