© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 39/19 / 20. September 2019

Zeitschriftenkritik: Pflege & Familie
Auszeiten für Angehörige
Werner Olles

Es ist eine Thematik, die viele gern von sich wegschieben oder ganz verdrängen. Doch irgendwann kommt für fast jeden der Zeitpunkt, an dem die Beschäftigung mit dem ungeliebten Thema unumgänglich wird. Pflege & Familie, das vierteljährlich erscheinende „Magazin für pflegende Angehörige“, spart jedenfalls nicht mit hilfreichen Tips und Empfehlungen für viele alltägliche Situationen im Pflegealltag, versucht passende Lösungen zu finden und verweist auf seriöse Beratungsstellen für Betroffene. Ob es um Leistungen und Geld für Auszeiten von der Pflegekasse geht, um Hilfe zur Selbsthilfe oder generell um Wissenswertes und Neues rund um das Thema Pflege, die Zeitschrift bemüht sich, ihren Lesern einen Einblick in diese komplizierte Materie zu verschaffen.

So berichtet die aktuelle Ausgabe (3/2019), wie wichtig das „Durchatmen“ für pflegende Angehörige ist, die von Zeit zu Zeit persönliche Freiräume brauchen, denn Pflege ist anstrengend und oft nervenaufreibend und kostet Energie. Manche Angehörige pflegen bis zur völligen Erschöpfung, vernachlässigen dabei ihre eigene Gesundheit, Hobbys, Freunde und Interessen, was nicht selten zu Vereinsamung und Depressionen führt. Doch die Pflegekassen unterstützen Auszeiten mit verschiedenen Möglichkeiten, beispielsweise mit der Auslagerung an einen ambulanten Pflegedienst oder der stationären Kurzzeitpflege in einer speziellen Einrichtung. Die Auszeit kann bis zu acht Wochen im Jahr genutzt werden, doch werden die Angebote, zu denen auch stunden-, tage- oder wochenweise Vertretung gehören, nur selten angenommen. Hier besteht noch Aufklärungsbedarf.

Über die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf unterrichtet ein weiterer Beitrag. Da es oft keine Option ist, den Beruf aufzugeben, müssen Wege gefunden werden, beides zu vereinbaren. Immerhin bieten inzwischen etliche Arbeitgeber, nicht nur große Unternehmen, ihren Mitarbeitern die Gelegenheit, über tarifvertragliche Regelungen oder mit Hilfe flexibler Arbeitszeitmodelle Pflege und Beruf zu realisieren. So bieten den Arbeitsplatz zu Hause auch schon kleine Unternehmen an. Freistellungen mit gesetzlicher Grundlage oder auf freiwilliger Basis kann man mit einem zinslosen Darlehen des Bundes längerfristig planen, wobei finanzielle Einbußen bei einer vollständigen oder teilweisen Auszeit zumindest in Teilen aufgefangen werden. Dabei trägt der Arbeitgeber in der Regel weiterhin die Kranken- und Sozialversicherungsbeiträge. Als Angehöriger ist man für die Pflege ohnehin beitragsfrei gesetzlich unfallversichert.

Doch oft weiß selbst die Kasse nicht alles. In solchen Fällen ist es sinnvoll, Anlaufstellen, die auch Rechtshilfe bieten, zu nutzen. Dazu zählen das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit, die Unabhängige Patientenberatung Deutschlands (UPD), Verbraucherzentralen, Seniorenbüros oder Sozialverbände, bei denen man allerdings Mitglied sein muß, während Pflegestützpunkte, Stadt- und Kreisseniorenräte kostenfrei sind.

Kontakt: Bauer Vertriebs KG, Meßberg 1, 20086 Hamburg. Das Einzelheft kostet 5,80 Euro.  www.bauer-plus.de