© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 39/19 / 20. September 2019

DVD: Untergang der Titanic
Ehedrama an Bord
Werner Olles

Die Ehe von Julia Sturges (Barbara Stanwyck) und ihrem Mann Richard (Clifton Webb) funktioniert schon lange nicht mehr. Daher will sie mit ihren Kindern Annette (Audrey Dalton) und Norman (Harper Carter) auf dem Luxusdampfer „Titanic“ ihrem unglücklichen Leben entfliehen und schifft sich auf der Jungfernfahrt nach New York ein. Im letzten Augenblick gelingt es Richard noch, einen Platz zu ergattern, indem er einer armen Auswandererfamilie ein Ticket abkauft.

Doch auch während der Reise finden die beiden nicht wieder zueinander, die Situation eskaliert sogar noch. Ihre Tochter Annette verliebt sich an Bord in den bettelarmen Auswanderer Gifford Rogers (Robert Wagner), und Richard erfährt, daß Norman nicht sein leiblicher Sohn ist, sondern aus einer außerehelichen Beziehung seiner Frau stammt.

Dann geschieht das Unglaubliche: Die „Titanic“ rammt einen Eisberg und beginnt zu sinken. Julia, Annette und Norman finden einen Platz in einem der wenigen Rettungsboote, während um sie herum die Menschen im eisigen Atlantik ertrinken. Richard muß wie die anderen Männer an Bord bleiben, doch in letzter Minute verläßt Norman das schützende Rettungsboot, um gemeinsam mit seinem Ziehvater und den anderen Männern das unvermeidliche Ende der „Titanic“ zu erwarten …

Jean Negulescos Melodram „Der Untergang der Titanic“ („Titanic“, USA 1953) erzählt die dramatische Geschichte des Untergangs des angeblich unsinkbaren britischen Luxusdampfers RMS „Titanic“ am 15. April 1912 nicht als Katastrophenfilm, sondern stellt das Ehedrama der Familie Sturges in den Vordergrund. Alfred Hitchcock wollte den Stoff bereits Anfang der 1940er Jahre verfilmen, verlor aber dann das Interesse, weil er das Drehbuch zu „vorhersehbar und langweilig“ fand. Es dauerte über zehn Jahre, bis Jean Negulesco den Film als typisches amerikanisches Drama routiniert inszenierte.

„Titanic“, mit einem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet, ist eine Mischung aus Gesellschaftskritik und einer auf Stimmungseffekten bedachten Symbolik. Eine Spur zu glatt ausgefallen, um wirklich zu fesseln, kann man den Film auch als eine Allegorie auf den Aufstieg und Zerfall der zivilisierten Kultur verstehen. 

DVD: Der Untergang der Titanic. Pidax Film 2019, Laufzeit etwa 94 Minuten