Die staatlichen Rundfunk- und Fernsehsender sprechen vor allem ein linkes Publikum an. Im Umkehrschluß heißt das: Wer den Staatssendern mißtraut und sie meidet, denkt „populistisch“. Das ist die Quintessenz einer Studie des „Reuters Institute for the Study of Journalism“ (RISJ), einem Forschungszentrum an der Universität Oxford, das global die Wirkung von Medien untersucht und von der Reuters Foundation, die weltweit Nichtregierungsorganisationen fördert, finanziert wird. 

Autoren der Studie sind die „Populismusforscherin“ Anne Schulz, der ehemalige Beauftragte für Sprachregelungen bei der BBC, David Levy, sowie der Direktor des Institutes, der hauptsächlich politische Kommunikation untersucht, Rasmus Kleis Nielsen. 

Sie kommen zu dem Schluß, daß die Zuschauer öffentlich-rechtlicher Kanäle „alt, gebildet und politisch divers“ sind. Die drei beleuchteten das Vertrauen in die ÖR-Sender in Griechenland, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Spanien, Italien, Frankreich und Tschechien. Ergebnis: In Deutschland ist es – neben Griechenland – am geringsten.

Auch auf die Frage, was eigentlich populistisch ist, haben die Wissenschaftler eine Anwort.

Laut der Studie wendeten sich ARD und ZDF mit ihrem Programm vornehmlich an Menschen, die sich links der Mitte verorten. Zuschauer von RTL und dem zur selben Senderfamilie gehörenden Nachrichtensender n-tv bedienten dagegen ein Publikum, das sich eher als rechts der Mitte einstuft.

Das Bild ist für die Rundfunkräte alarmierend: Die Staatssender liefen Gefahr, irrelevant zu werden und ihre Nachrichten nicht mehr unter das Volk transportieren zu können, sagt die Studie. Letztlich würde das sogar die Legitimation der staatlichen Medien in Frage stellen zugunsten „populistischer“ Propaganda. Die Frage ist nur, was eigentlich „populistisch“ ist. Auch das klären die Wissenschaftler: Wer die Frage „Sollte die Politik sich immer am Willen des Volkes ausrichten?“ mit Ja beantwortet, ist ganz eindeutig „Populist“! Wie gut, daß das mal wissenschaftlich geklärt wurde.