© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 39/19 / 20. September 2019

Leserbriefe

Zu: „Anschwellende Empörung“ von Dieter Stein, JF 37/19

Ein Tanz auf Eisschollen

Erobert die AfD wirklich den Osten? Nur nicht übertreiben, Herr Stein! So erfreulich die Abstrafung der „staatstragenden“ Parteien auch ist, für Jubel ist kein Anlaß. Erobert ist noch lange nichts. Im Gegenteil, wenn jetzt in Sachsen Schwarz-Grün kommt, geht es massiv weiter abwärts. Was sich da jetzt in Brandenburg zusammenbraut, ist von einer AfD-Eroberung auch weit, weit entfernt. Der Berliner Speckgürtel ist wohl verantwortlich, daß die Grünen hier sogar über zehn Prozent kamen. Speck ist allerdings nicht Hirnschmalz, wie sich immer wieder zeigt. Profitiert hat die AfD zunächst einmal von der unerträglichen, unbeschreiblichen Dummheit und Arroganz von CDU und SPD, und von der unsagbaren Merkel-Politik. Ein sicheres Fundament ist das nicht, eher ein Tanz auf Eisschollen.

Konrad Alt, Schillingsfürst






Zu: „‘Das wäre wirklich töricht’“, im Gespräch mit Werner J. Patzelt, JF 37/19

Merkel-Mehltau im Westen

Dank für dieses Interview mit Professor Patzelt, der in seltener Klarheit die Nachwahl-Situation bewertet und den Parteien und der Öffentlichkeit ein wenig Nachhilfe in Sachen Demokratie und demokratisches Denken verabreicht. Ich habe selten eine solche luzide Analyse wahrgenommen – schon gar nicht von der Gruppe der TV-Kommentatoren. Über die Jahre hinweg hat der politische Merkel-Mehltau alle befallen – vor allem im Westen.

Jürgen Sabarz, Duisburg





Für die Journalistenschule

Die Interviews von Moritz Schwarz sind immer ein besonderer Genuß – interessante Gesprächspartner, gute Themenwahl, sorgfältige Vorbereitung. Dieses Gespräch mit Professor Patzelt könnte geradezu als Lehrbeispiel für die Journalistenschule herhalten. Als Patzelt, Mitglied der CDU-Werteunion, zum Beispiel behauptet, die AfD habe noch nicht ihr Verhältnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung geklärt, treibt Schwarz ihn mit seinen bohrenden Nachfragen so lange in die Enge, bis der eloquente Professor seine Vorwürfe relativieren muß, indem er anerkennt, daß „latent antidemokratisches und verfassungsfeindliches“ Verhalten auch bei anderen Parteien häufig anzutreffen ist. Am Ende daher sein kleinlauter Satz: „Doch eine Partei (gemeint ist die AfD), die nicht die Größe hat, Gleiches gerade nicht mit Gleichem zu vergelten, ist nun einmal zu kritisieren.“ Punkt, Satz und Sieg für den Interviewer. Große Klasse!

Dr. Ursula Schneider, Bendorf






Zu: „Auf eine Zigarette“ Ronald Berthold, JF 37/19

Sozialisten, Maoisten, Stalinisten

Preise, auch Mietpreise, bilden sich, nicht nur, aber wesentlich als Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage. Die SMS (Sozialisten, Maoisten, Stalinisten)-Koalitionen haben jetzt die geniale Strategie entwickelt, durch den weltoffenen Zuzug in Millionengröße, vor allem in die Großstädte, die Nachfrage nach Wohnraum erheblich zu steigern und werden jetzt durch die Deckelung und Kürzung der Mieten den Erhalt und Neubau von Wohnungen mindern. Das führt dann zu noch mehr fehlendem Wohnraum und den entsprechenden Protesten. Nur wenn man diese geniale Strategie als notwendigen Schritt zur Entlarvung der Dysfunktion des Kapitalismus betrachtet, kann man diese SMS-Politik positiv bewerten und damit die SMS-Wähler an sich binden. Als nächstes kommt dann die Schrippen-Deckelung.

Günter H. Probst, Karlsruhe







Zu: „Schwarz-Grün kommt – mit oder ohne Neuwahl“ von Paul Rosen, JF 37/19

Unverzagter Versager

Hat der CDU-„General“ Paul Ziemiak irgendeinen Berufsabschluß? Soweit ich weiß, ist er wohl mehrfach durch sein erstes juristisches Staatsexamen gefallen und auch in sonstigen anderen Studien völlig gescheitert. Aber für eine große Karriere in der CDU hat es ja noch immer gereicht.

Karsten Kriwat, Duisburg






Zu: „Bitte senkt meine Steuern!“ von Beatrix von Storch, JF 37/19

Straftatbestand Veruntreuung

Bevor die politische Klasse angesichts der weltweit zweithöchsten Steuerbelastung und sprudelnder Steuereinnahmen in einer Zeit der Minuszinsen von der Einführung weiterer Steuern gleich welcher Art schwadroniert, sollte dringend der Straftatbestand der Steuerveruntreuung eingeführt werden.

Dr. Robert Betz, Biessenhofen






Zu: „Geschichte muß nicht trennen“ von Thorsten Hinz, JF 36/19

Die Familie zu Tode gefoltert

Als Zeitzeuge 1937/38 und ehemaliger deutscher Bürger eines Teils Deutschlands, der 1921 völkerrechtswidrig vom Deutschen Reich abgetrennt und einem nationalistisch-katholischen Polen zugesprochen worden ist, habe ich nach 1945 im sowjetisch besetzten Teile Deutschlands über die erlebten Ereignisse jener Zeiten schweigen müssen, unter Androhung „folgenschwerer Konsequenzen“. 

Nach der Abtretung 1921 an Polen wurde uns circa zwei Millionen deutschen Mitbürgern die deutsche Sprache verboten. In den Schulen durfte Deutsch nicht mehr unterrichtet werden. Die deutsche Jugend bekam keine Chance, sich ein lebenswertes Leben zu erarbeiten, wenn sie sich den Maßnahmen täglicher Zwangspolonisierung nicht unterwarf. Mich verfolgen noch heute die Bilder zusammengerotteter polnischer Faschisten, die 1938 mit wehenden Fahnen an uns vorbeizogen und ihre Kriegsbereitschaft gegen Deutschland herausgrölten. „Schon in wenigen Tagen wird die polnische Armee in Berlin einmarschieren und dann werden wir euch Deutsche, alle, auf den Brandenburger Sand treiben und dort verrecken lassen.“ – was sie dann 1945 auch verwirklichten. Polnische Truppen führten zu dieser Zeit Kriegsmanöver durch und versperrten uns zeitweise den Zugang zu unserem Anwesen. 

1939 fühlte ich mich von polnischer Knechtschaft endlich befreit. Von da an bis 1945 wurde in unserer Region keinem Polen Leid zugefügt, der sich, genauso wie wir auch, an die geltenden Gesetze gehalten hat. 1945 sind die Deutschen meiner Heimat, sofern sie nicht geflohen waren, oder nach ihrer Flucht zurückgeschickt worden sind, in polnischen KZ, Arbeitslagern, Zuchthäusern, Gefängnissen etc. bestialisch zu Tode gefoltert worden, so auch auch meine Eltern, eine vier Jahre alte Schwester, Verwandte, Bekannte usw. 

Von den 12 Millionen Deutschen in den ehemaligen Ostgebieten sollen circa sieben Millionen in den Restteilen Deutschlands angekommen sein. Wo sind die anderen geblieben? Der amerikanische Völkerrechtler Alfred de Zayas schätzt die deutschen Zivilopfer mit 2,7 Millionen bezeugten Toten und zusätzlich etwa zwei Millionen ungeklärten Fällen ein. Die Deutschen diesseits der Oder haben überhaupt keine Vorstellung davon, welch grausame Verbrechen im Osten Deutschlands an uns verübt worden sind. 

Hoffentlich werden unsere politisch Verantwortlichen bei der Aufrechnung der Kriegsschulden für Polen auch den geraubten Wert eines Drittel deutschen Territoriums berücksichtigen, einschließlich seiner Bodenschätze, Industrieanlagen, Maschinenparks etc., wovon die polnische Wirtschaft bis heute existiert. Allein Oberschlesien galt als Ruhrgebiet des deutschen Ostens und ist im Krieg 1945 nicht zerstört worden. Ebenso gehörten dazu der Raub des Eigentums von circa 12 Millionen Deutschen, ihrer Immobilien, ihres Inventars etc. Die Liste dieser Aufrechnungen ließe sich noch beliebig ausdehnen. Nur die unzähligen ermordeten deutschen Zivilisten kann man nicht mehr reanimieren.

Dr. med. Erich Pollock, Gera






Zu: „Moralisches Fracking“ von Michael Klonovsky, JF 36/19

Unzulässige Polemik

Als evangelischer Pastor meine ich, daß die evangelischen Kirchen oft dem Sog zur Anpassung an die Forderungen des Zeitgeistes erliegen. Vielleicht sind die Kirchen durch den Anpassungsdruck so gefährdet, weil sie ihrer Sache nicht mehr sicher sind, weil sie die eigene geistliche Armut überspielen wollen. Es ist gut, wenn so etwas benannt und auch scharf krisisiert wird. Wenn der Autor gegen die „grünen Pfaffen“ vom Leder zieht, dann geht das über eine zulässige Polemik weit hinaus. Hier ist der Vorwurf der Hetze, gegen den sich die JF oft zu Recht wehrt, wirklich angebracht. Ähnlich ist es mit anderen Passagen dieses Artikels. Wenn ich eine Seite weiter die noblen, sorgfältig differenzierenden Äußerungen von Edzard Schmidt-Jortzig lese, fällt mir Michael Klonovskys Stil besonders unangenehm auf.

Reinhard Gilster, Pastor i.R., Bremen






Zum Lesereinspruch: „Unbesonnen“ von Thomas Gamio, JF 36/19

Typisch deutsche Planlosigkeit

Klar ist, die über 40 Schafe wurden nicht in mühevoller Kleinarbeit von GW 924m oder sonst einem Wolf gerissen, aber ihr Tod wurde eindeutig von ihm verursacht. Ein Viertel der Weide war nicht eingezäunt, da dieser Teil am Ufer liegt und der Halter nicht mit der Anwesenheit des Wolfes rechnete. Richtig ist, daß die Schafhaltung in Deutschland ohne Subventionen komplett unwirtschaftlich ist. Aber es stimmt nicht, daß diese Subventionen zu „viel zu großen, ökologisch nachteiligen Herden“ führen. Welche denn? Spanien, Rumänien etc. sind untaugliche Vergleiche, da erstens die Eigentums- und Betretungsverhältnisse der Flächen sich fundamental von denen in Deutschland unterscheiden, zweitens der Wolf dort bejagt wird und drittens die „Lässigkeit“ der angesprochenen Nationen im Umgang mit dem Wolf auf jahrhundertealter Koexistenz beruht, ohne die geringste Romantik, wie sie so planlos typisch deutsch ist.

Dr. med. vet. Cornelia Ehreiser-Schmidt, Neubulach






Zu: „Der Fall Wielun / Die Vorwürfe sind falsch“ von Stefan Scheil, JF 36/19

Der Intention nach kein Terror

Der „amtliche“ Bericht über die Bombardierung der polnischen Grenzstadt Wielun ist bereits seit langem durch den ehemaligen Direktor und Leiter der Abteilung Forschung I im Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg der Bundeswehr Horst Boog erfolgt. Er schreibt einleitend zu seinem Beitrag „Bombenkrieg, Völkerrecht und Menschenrecht im Luftkrieg“ in dem Buch „Die Soldaten der Wehrmacht“ mit dem Vorwort von Bundesminister der Verteidigung a.D. Gerhard Stoltenberg (6. Auflage, München, 2000), daß die deutsche Diskussion über den Bombenkrieg bis heute in hohem Maße durch die eigene und die damals feindliche Kriegspropaganda bestimmt sei, ein etwa in der britischen Militärdiskussion legitimes Kriegsmittel (S. 259). Zudem habe die Durchsicht einschlägiger Akten der Luftflotte 4, der Fliegerdivision 2, der I./Stukageschwader 76 und 77 und des Tagebuchs Richthofens ergeben, daß am Vorabend des Kriegsbeginns in dem Ort eine polnische Division und gleich daneben eine Kavalleriebrigade festgestellt wurden. Beide Ziele seien aber bei den am Morgen und am Mittag durchgeführten Angriffen wegen des Bodennebels verfehlt worden. Wielun war also der Intention nach kein Terrorangriff, wenn auch der Wirkung nach.

Prof. em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte






Zu: „Wir alle zahlen die Zeche“ von Anabel Schunke, JF 34/19

Merkels Masterplan Migration

Diesen Ausführungen kann ich aus täglicher Anschauung nur beipflichten, da auch wir in so einer vermüllten Straße wohnen. Als wir hier vor etwa 50 Jahren einzogen, war noch alles sauber und es wohnten überwiegend Deutsche hier. Seit 2015 hat sich das Straßenbild drastisch verschlechtert. Die etwa 150 Meter lange Straße befindet sich zu fast 100 Prozent in ausländischer Hand. In den Wohnhäusern leben fast nur Orientalen und Schwarze. Letztere bilden einen besonders hohen Anteil, da deren Frauen, oftmals schwanger, meist mit mehreren Kindern und Kinderwagen unterwegs sind, was ja ein gutes Einkommen garantiert. So ist hier, im Zentrum Duisburgs, die Zahl herumlungernder Migranten besonders hoch. Bis 8.30 Uhr sieht man noch Deutsche, die zur Arbeit eilen. Danach ändert sich das Straßbenbild, dann sitzen die zugewanderten Neuankömmlinge in den Cafés und Bäckereien, schließlich befinden sich hier eine türkische Bar, gegenüber ein türkisches Reisebüro, daneben ein ehemaliges Hotel, umfunktioniert zum Heim für Asylbetrüger. Außerdem ein türkisches Büro für Lohnsteuerhilfe, ein türkischer und ein bosnischer Kiosk, ein arabischer Laden für Kinderspielzeug und arabischer Friseur, vor dem ständig jugendliche Araber hocken. Wären meine Frau und ich nicht so alt und schwerbehindert und hätten unsere Ärzte nicht in ununmittelbarer Nähe ihre Praxen, wir hätten schon längst einen anderen Platz für den Rest unseres Lebens gesucht.

Dieter W. Schellberg, Duisburg