Zahlreiche britische Hochschulen waren in den vergangenen Jahren gezwungen, die Zulassungsbeschränkungen zu lockern, um eine ausreichende Zahl von Studenten für sich zu gewinnen. Als Trendsetter gilt die Universität Birmingham. Jugendliche, die kurz vor ihrem Schulabschluß stehen, umwirbt sie mit einem nervenschonenden Angebot: Ihr braucht gar nicht das A-Level zu schaffen, um einen Studiengang zu belegen, der ein solches eigentlich erfordert. Ihr müßt uns im Gegenzug bloß die verbindliche Zusage geben, daß ihr euch auch wirklich bei uns und nicht bei der Konkurrenz einschreibt. Kritiker bemängeln, daß sich dadurch das Bildungsniveau verschlechtert hätte. Im Bewußtsein, daß sie sowieso studieren könnten, was sie wollen, würden Schüler die Bemühungen um einen möglichst guten Abschluß einstellen. Als Studienanfänger brächten sie dann nicht das Wissen mit, das sie eigentlich bräuchten.

Wer Studiengebühren verlangt, sollte seinen Kunden beim Examen entgegenkommen.

Britische Hochschulen sind zwar weitgehend autonom, können aber die öffentliche Meinung nicht ganz ignorieren. Auch die Universität Birmingham muß dem Rechnung tragen: Eine verbindliche Vorabverpflichtung von Schülern, das Studium an ihr aufzunehmen, wird zukünftig nicht mehr verlangt. Die Möglichkeit, einen A-Level-Studiengang auch ohne A-Level-Abschluß zu belegen, soll es aber weiterhin geben. Dieser Kompromiß ist jugendgerecht. Junge Menschen haben noch nie gerne gelernt, und das, was man ihnen an Schulen und Universitäten beibringen möchte, benötigen sie gar nicht, um ihr Leben zu meistern. Leistungsdruck hingegen deformiert sie zu seelischen Wracks, die unsere Gesellschaft mit ihren Neurosen vergiften. Schaden von uns allen wendet ab, wer Schülern den Streß nimmt, einen guten Abschluß zu schaffen oder sich frühzeitig auf eine Universität festzulegen. Schonung haben aber auch Studenten verdient. Warum unterzieht man sie in Birmingham wie anderswo weiterhin dem Streß, Wissen in Prüfungen nachzuweisen? Sie wollen doch bloß ein Examen! Wer Studiengebühren verlangt, sollte seinen Kunden ein Entgegenkommen gerade hier nicht verwehren.