© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  KG  www.jungefreiheit.de 39/19 / 20. September 2019

Der Flaneur
Kaffee aus Togo
Elke Lau

Wir sind der englischen Sprache mächtig, aber die Überfrachtung unseres Alltags mit eingedeutschten Anglizismen, wie „gecoacht“, geht uns gegen das Gefieder. Besonders seit unsere englischen Freunde bei ihrem Besuch verwundert feststellten, daß ihnen der Sinn mancher Ausdrücke verborgen bleibt. 

Um etwas zu verändern, traten wir dem Verein Deutsche Sprache bei. Jahrelang bombardierten wir Firmen mit Beschwerdebriefen, meist sachlich, manchmal angriffslustig, wurden aber zunehmend in die Ecke der Ewiggestrigen mit rechter Gesinnung geschoben. Wir verließen den Club wieder, blieben aber wachsam.

Wenn Leute uns amüsiert zuwinken, wissen wir, daß sie den Satz verstanden haben.

Nach der Wende lernten wir eine Familie aus Wismar kennen und beklagten den Verfall der Sprachkultur. Als in unserem beschaulichen Städtchen das soundsovielte Studentencafé eröffnet, schauen wir dem ergrauten Wirt beim Bekleben seiner Eingangstür zu.  „Coffee to go“ prangt auf dem Plakat. „Sieh’ mal“, sagt Begleiter Uli, „hier gibt es sogar Kaffee aus Togo.“ Der Gruftie schnellt herum. „Das heißt ‘Coffee to go’ und bedeutet ‘Kaffee zum Mitnehmen’, belehrt er uns herablassend. „Sie sollten Englisch lernen.“

Wir bedanken uns artig für den Hinweis. Vor einer Parfümerie steht ein Schild: „Come in and find out.“ Wir fragen die Verkäuferin auf englisch nach einem Rasierwasser. Sie versteht kein Wort und ruft eilfertig den Chef. Der bemüht sich, höflich zu bleiben.

Zugegeben, Selbstvertrauen ist schon nötig, hörbaren Spott zu ertragen, wenn wir in öffentlichen Verkehrseinrichtungen englische Begriffe an den Wänden laut falsch aussprechen.

Doch wir wollen unser Wissen offen zur Schau stellen. „How up do high knee“, steht in Großbuchstaben auf unserer Heckklappe. Manchmal ärgern uns Verkehrsteilnehmer, die zu dicht auffahren. Aber wenn sie uns dann lachend zuwinken, haben sie den Satz verstanden: „Hau ab, du Heini.“