© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/19 / 27. September 2019

Dorn im Auge
Christian Dorn

Gretas Wunsch ist mir Befehl: Seit dem 20. September 2019 gerate auch ich in Panik, wirkt der Tag des „Globalen Klimastreiks“ doch wie die offizielle Ausrufung des weltumspannenden ökologischen Totalitarismus, vor dem es kein Entrinnen gibt, weshalb ich der heraufziehenden Diktatur bei jeder Gelegenheit mit Provokation begegne. Sichtbarer Ausdruck der Klimakirche ist vor der Haustür das schwarze Banner über dem Portal der Gethsemane-Kirche, das zum Klimastreik aufruft. Im Herbst 1989 mahnte das Banner noch: „Wachet und betet für die zu Unrecht Inhaftierten!“ Diese Botschaft könnte rasch wieder aktuell werden, sobald erst mal die ersten Klimasünder vor Gericht gestellt werden.


In der Eisdiele „Kleine Eiszeit“ verlange ich von deren Betreiber, als ich am Tresen einen Stapel Flugblätter für den „Klimastreik“ entdecke, die Vorlage seines CO2-Zertifikats – schließlich sei der Betrieb dieses Ladens, dessen Ware künstlich gekühlt wird, klimapolitisch unverantwortlich. Sofort beeilt er sich, die Propagandazettel zu entsorgen. Doch es hilft alles nichts – geradezu prophetisch wirken die zwei Losungen in einem Fenster der Lychener Straße „Ein Gehirn wäscht das andere“ und „Heute wegen gestern geschlossen“, hat doch der wenige Meter weiter befindliche Laden „Ostkost“ tatsächlich „Geschlossen wegen globalem Klimastreik“.


Hinter der Straßenecke krakeelen plötzlich infernalisch laut die Kinderkreuzzügler, vorn ein Dreikäsehoch mit dem Schild „Buchstabier mir ‘Scheiße’ / AFD“. Fast niedlich dagegen die zwei Pappschilder: „Alle Kinder retten das Klima / Außer die Liesel, die mag Diesel“ und „Außer Ole, der mag Kohle.“ Wirklich gehirnamputiert erscheint die Kindergartengruppe, die laminierte Schilder trägt, darauf die Botschaft: „Keine Plastik“.


Noch peinlicher erscheint nur SC Freiburgs Trainer Christian Streich, der im Deutschlandfunk erklärt, er könne wegen der Klimasünden seinen Kindern nicht mehr in die Augen blicken und schaue daher beschämt weg. Nun, die Wahrheit liegt ohnehin auf dem Platz: So hinterläßt laut jüngster Studie ein durchschnittliches Fußball-Bundesligaspiel einen CO2-Fußabdruck, den zu kompensieren 60.000 Bäume gepflanzt werden müßten. Interessant wird da der kommende Berlin-Marathon, hat doch Marathon-Professor Klaus Baum (!) bereits vor zehn Jahren errechnet, daß jeder Marathon-Läufer mehr als ein Kilogramm CO2 produziert, die CO2-Bilanzen von Anreisen und Zuschauern nicht mitberechnet. Höchste Zeit also für ein Marathon-Moratorium!