© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/19 / 27. September 2019

Blick in die Medien
Hauptsache „Haltung“
Tobias Dahlbrügge

Anläßlich eines Tages der offenen Tür beim Deutschlandfunk in Köln wurde Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue vom eigenen Sender interviewt. In dem siebenminütigen Gespräch ging es um die Legitimation der öffentlich-rechtlichen Zwangsgebühr-Medien. Auf die Kritik und das Problem angesprochen, kaum junge Menschen zu erreichen, meinte Raue, man müsse doch erst mal genau schauen, wie „jung“ und „weniger gebildet“ dort überhaupt definiert sei.

Nicht jeder Beitrag müsse auch die Minderheitenposition der „Leugner“ darstellen. 

Auf die Frage, ob die ÖR-Journalisten in einer „Vertrauenskrise“ steckten, wiegelte Raue ab: Ja, es gäbe zwar eine Vertrauenskrise, aber so etwas habe es schon immer gegeben – er nannte die Kriegsberichterstattung zu den Golfkriegen als Beispiel – und Kritik kehre auch in Wellen immer mal wieder. Die Frage sei nun, wie man Vertrauen schaffe, „ohne Haltung zu verlieren“.

Schließlich sagte der Interviewer, es sei vielleicht kritisch anzumerken, daß auch „Qualitätsjournalisten“ der Ansicht aufsäßen, daß extremistische Meinungen inzwischen salonfähig und zum allgemeinen Diskurs zulässig seien. Raue nahm diesen Ball auf und sagte, es müsse grundsätzlich über alle Themen geredet werden, die im zugelassenen Spektrum stattfänden. Man müsse offen sein für Meinungsströmungen.

Selbstverständlich gehörten zwar auch radikale Meinungen zum Diskurs, – zum Beispiel die Enteignung von Wohneigentum, über die es durchaus wert sei, diskutiert zu werden – aber beim Klimawandel gelte das nicht: Nicht jeder Beitrag darüber müsse auch die „Minderheitenposition“ der „Leugner“ beinhalten. 

Journalisten sollten nicht so tun, als ob sie diejenigen, die sich mit dem Klimawandel beschäftigten, und diejenigen, die ihn „verleugnen“, gleichermaßen „in die Sendung hineinnehmen“ müßten. 

Meinungen diskreditieren und aussperren – das ist die „Haltung“ von heute.