© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/19 / 27. September 2019

Lösungen bieten statt Lagerkampf
DuMont: Das Berliner Unternehmerpaar Friedrich kauft die auflagenschwache „Berliner Zeitung“
Ronald Berthold

Seit Monaten hat die Mediengruppe DuMont ihre Tageszeitungen wie Sauerbier angeboten. Jetzt haben sich wenigstens für die im Sinkflug befindlichen Berliner Zeitung (verkaufte Auflage: 65.445) und Berliner Kurier (55.526) Käufer gefunden: die in der Branche völlig unbekannten Eheleute Silke und Holger Friedrich. Selbst die Chefs der Berliner Zeitung bezeichneten das „für die Redaktion, den Verlag und die Stadt“ als „eine große Überraschung“.

Das Unternehmerpaar begründet den Deal nicht mit „Mäzenatentum, sondern aus einem bürgerlichen Engagement heraus“. Der genaue Kaufpreis blieb geheim. Holger Friedrich spricht gegenüber dem Spiegel von einem „komfortablen zweistelligen Millionenbetrag“ als Budget. Die Bindung zu dem einstigen Blatt der Ost-Berliner SED-Kreisleitung beschreibt er so: „Es gab zu Hause das Neue Deutschland und die Berliner Zeitung. Und ich habe als Kind nur die Berliner Zeitung gelesen.“ Diese sei ihm „zu DDR-Zeiten etwas weniger gebeugt“ vorgekommen. Damals lag die Auflage allerdings bei mehr als 400.000. Selbst vor zehn Jahren verkaufte das Blatt noch 132.500 Exemplare.

Es sind bemerkenswerte Sätze, die die neuen Eigentümer in der nun ihnen gehörenden Berliner Zeitung aussprechen: „Wir glauben nicht, daß wir die besten Verleger sind, aber dafür haben wir ja ein tolles Team.“ Silke Friedrich spielt darauf an, daß sie und ihr Mann „branchenfremd“ seien. Die beiden kommen aus dem Technologie- und dem Bildungssektor. Er ist Gründer und Managing Director des Technologie-Think-Tanks „Core SE“ und war Partner bei McKinsey. Sie leitet die private „Berlin Metropolitan School“ und führt den Veranstaltungs-Ort „E-Werk“.

Inhaltlich übt Holger Friedrich Kritik an der „restriktiven Verkehrspolitik“ von Rot-Rot-Grün und der „hochrestriktiven Wohnungswirtschaftspolitik in Berlin“. Gleichzeitig prangert er „die teuersten Schulplätze in ganz Deutschland und mit Abstand die schlechtesten Ergebnisse“ an. Sein Ziel: „Man sollte für die Gesellschaft Lösungen finden, anstatt sich im Lagerkampf zu verstricken.“ In der Mitteilung des Verlages verspricht Friedrich sogar eine „versachlichte, faktenbasierte Berichterstattung“, mit der er „den politischen und gesellschaftlichen Diskurs“ bereichern wolle.

Ob die beiden es schaffen, den tendenziösen Kurs der Zeitung zu drehen, dürfte von der Redaktion abhängen. Diese habe laut „Flurfunk“ den Eigentümerwechsel „positiv bis begeistert“ aufgenommen. Denn es könne nur besser werden.