© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/19 / 04. Oktober 2019

Nationalratswahl in Österreich
Pyrrhussieg für Kurz
Gerald Grosz

Sebastian Kurz hat fulminant, aber ausschließlich auf Kosten seines eigenen Koalitionspartners FPÖ gewonnen und diesen nun folgerichtig verloren. Das verständliche Triumphgeschrei angesichts des Siegs des jungen Shootingstars kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß der große Verlierer dieses Urnengangs das bürgerliche Lager ist. Denn die Grünen feiern dank der Neuwahlen und der zeitlich einhergehenden Greta-Kampagne die größte Wiederauferstehung nach Lazarus und stehen vor einer künftigen Regierungsbeteiligung. Und selbst das historisch schlechteste Ergebnis für die Sozialdemokratie hält die hiesigen Genossen nicht davon ab, ihr Heil in einer Regierungsbeteiligung zu suchen.

Die Zukunft sieht düster aus: Entweder die Grünen im Regierungsbett, inklusive einer Aufweichung der Asylpolitik und der Einführung von CO2-Steuern, oder die Neuauflage einer Großen Koalition zwischen ÖVP und SPÖ samt dem althergebrachten Streit und Stillstand. Der Pyrrhussieg von Kurz bedeutet des einen Freud und der vielen Leid. Denn man kann sich auch im Erfolg übertrippeln. Die Freiheitlichen haben nach der Ibiza- und der Spesenaffäre teilweise selbstverschuldet ordentlich Federn gelassen – zwei blaue Augen, aber längst kein K.o. Mit völliger Transparenz und einer weiterhin prononcierten Sicherheits- und Migrationspolitik werden sie aus der Opposition heraus auch wieder Vertrauen zurückgewinnen.