© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/19 / 04. Oktober 2019

Teamviewer – der größte deutsche Börsengang des Jahres
Hype oder Geldvernichtung?
Marc Schmidt

Die Erwartungen an die Aktien­emission einer der wenigen international erfolgreichen deutschen Softwarefirmen, der Teamviewer AG, waren hoch. Doch was an US-Börsen als „Unicorn“ gehypt worden wäre, wirkt in Deutschland nach einer Woche am Parkett wie ein asthmatischer Ackergaul. Gemessen am Unternehmenspotential mit starkem Marktanteil und massivem Wachstumskurs, sind die Verluste der ursprünglich mehrfach überzeichneten Aktie ungewöhnlich. So sank die Aktie bereits unmittelbar nach Ausgabe zum geplanten Kurs von 26,25 Euro über einen zwischenzeitlichen Tiefstand von 23,05 auf 24,06 Euro zum ersten Wochenende hin, was einem Wertverlust von 8,7 Prozent oder 191 Millionen Euro, gemessen am Emissionswert von 2,2 Milliarden, entspricht. 

Für die Entwicklung gibt es verschiedene Gründe: Das Ausbleiben von Kursgewinnen unmittelbar nach Eröffnung hat kurzfristig orientierten Anlegern Gewinnmitnahmemöglichkeiten genommen und offenbar bei kurzfristigen Anlegern Stopp-Loss-Verkaufsfunktionen ausgelöst. Zudem hatte der emittierende Teamviewer-Besitzer, der Londoner Finanzfonds Permira, eine eher hohe Preisspanne der Zeichnung und einen eher hohen Ausgabekurs aufgerufen. Ein Teil der Verluste kann darauf zurückzuführen sein, daß langfristig orientierte Tech-Investoren die Kursbereinigung erwartet und ihren Einstieg bewußt verzögert haben. 

Langfristig hat die Aktie des im schwäbischen Göppingen beheimateten Unternehmens Wachstumschancen. Neben dem Produktportfolio ist der Finanzinvestor, der Teamviewer 2014 gekauft hat, ein Grund dafür, eine positive Entwicklung zu erwarten. Permira hat angekündigt, im Zuge der ehrgeizigen Wachstumsstrategie von Teamviewer regelmäßig weitere Aktien zu emittieren. Sofern aus der kritischen ersten Woche die richtigen Schlüsse zum Ausgabepreis und zum Marketing gezogen werden, dürfte die Teamviewer-Erfolgskurve wieder nach oben zeigen.