© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/19 / 04. Oktober 2019

Umwelt
Für Tank und Teller
Volker Kempf

Zwei Drittel aller Waldbrände passieren in Afrika. Die meisten werden von Menschenhand gelegt. Aber traditionell wird dort in der Regel Busch- und Grasland entzündet, die Tier- und Pflanzenwelt ist daran gewöhnt. Die Amazonas-Waldbrände vernichteten hingegen Regenwald (JF 36/19). Dieses 6,7-Millionen-Quadratkilometer-Gebiet ist die größte „grüne Lunge“ der Erde. Die Andenkette leitet zudem die feuchte Luft von dort ab – sonst würden sich in Südbrasilien Wüsten ausbreiten. Die Satellitenbilder der Feuerwalzen erregten zu Recht mediale Aufmerksamkeit. Das Quartalsmagazin Regenwald Report (3/19) beleuchtet die politökonomischen Hintergründe: Der rechte Präsident Jair Bolsonaro sieht in den Naturschätzen eher Geldquellen für das Schwellenland Brasilien. Die Hauptkunden sitzen aber im Ausland – auch in Europa.

Tropisches Palmöl ist viel billiger als Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl.

Fast 60 Prozent der deutschen Eisenerzimporte kommen aus Brasilien. Auch für den Hunger nach Rindfleisch, Soja und Südfrüchten weiche Regenwald. Und nach Indonesien, Malaysia, Thailand und Kolumbien will nun auch Brasilien von der Palmölnachfrage profitieren. Palmölfreie Produkte seien daher ein Ansatz zur Regenwaldrettung. In Österreich, Italien und Spanien würden Lebensmittelhersteller zunehmend auf Sonnenblumenöl umstellen und dafür werben. Selbst Kelloggs und Nestlé zögen nach. Durch „Nachhaltigkeitslabel“ wie in Deutschland würde „in der Praxis“ kein Regenwald geschützt. Mehr Sonnenblumenfelder in Deutschland wären nachhaltiger. Und: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz verlangt seit zehn Jahren sieben Prozent „Bioöl“ im Diesel – das verringert zwar den fossilen CO2-Ausstoß. Aber da Palmöl viel billiger ist als Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl, landet es nicht nur auf dem Teller, sondern auch im Tank.