© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/19 / 04. Oktober 2019

Leserbriefe

Zu: „Die Welt im Klimawahn“, JF 40/19

Kohleausstieg oder: „Glück ab!“

Als „hybride Kriegführung“ wird die Destabilisierung eines Staates mit allen nicht-militärischen Mitteln verstanden. Dies erleben wir derzeit ganz besonders in Deutschland! Erste bayrische Firmen haben ihre Standorte bereits geschlossen und bauen diese in Tschechien oder anderswo in Osteuropa neu auf. Wir retten derweil das Klima! Einst schrieb Heinrich Heine in „Deutschland. Ein Wintermärchen“: „Franzosen und Russen gehört das Land, / Das Meer gehört den Briten, / Wir aber besitzen im Luftreich des Traums / Die Herrschaft unbestritten.“ Jetzt gilt nur noch: „Glück ab!“

Erwin Reus, Stegaurach




Höchste Zeit abzuschalten

Es ist unglaublich: Politiker aller Couleur und praktisch alle Medien plappern die Greta- und „Fridays for Future“-Sprüche nach, ohne auch nur einen Gedanken auf die Frage zu verwenden, was etwa das geforderte sofortige Abschalten der deutschen Kohlekraftwerke für die Menschen in diesem Land bedeuten würde und welchen weltweiten Effekt dies für den CO2-Gehalt der Atmosphäre hätte. Global wäre selbst eine Totalabschaffung Deutschlands mitsamt allen Emissionen kaum meßbar. Obwohl überall nachzulesen, wird dies, autorisiert von „höchster Stelle“, nach dem Motto „Bitte keine Fakten!“ in dem Wahn ignoriert, die Welt warte auf ein deutsches „Vorbild“ – beim Suizid. Das so plakativ auf allen Demos und in allen Medien geforderte „Abschalten“ würde nämlich einen vermutlich europaweiten Blackout verursachen, was zwar für die Greta-Gemeinde einen ungemein eindrücklichen pädagogischen Effekt (keine Smartphones, kein Internet, keine sozialen Medien) hätte, leider aber auch viele Menschenleben und materielle Schäden in Billionenhöhe kosten würde. Wenn der Greta-Klima-Wahnsinn weitergetrieben wird und offenkundig vor einer  Zerstörung der europäischen Zivilisation nicht zurückschreckt, wäre Abschalten vielleicht doch eine Option, um noch Schlimmeres zu verhindern.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff, St. Wendel




Offensichtlicher Mißbrauch

Gerade zurück von einem Baustellentermin finde ich in meinem Büro Ihre aktuelle Ausgabe auf meinem Schreibtisch mit dem Foto auf der Titelseite, das mich wie ein Schlag trifft: Vielleicht bin ich als entsorgter Vater besonders empflindlich geworden, aber dennoch: Dieses Foto verdeutlicht doch in Potenz, wie diese jugendliche Greta von der Erwachsenenwelt mißbraucht wird. 

In diesem Land gibt es zahllose gut verdienende Psychologen, Coacher, Psychotherapeuten – doch noch nie habe ich gehört, daß sich ein Sturm der Entrüstung auftäte. Überall devotes Schweigen. Dieses Bild symbolisiert leider den im Westen weit verbreiteten Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen durch die Eltern, vor allem die Mütter, die so versuchen ihr Selbstwertgefühl auf Kosten der Nachkommen aufzupolieren, und die dies als Emanzipation verkaufen.

Dipl.-Ing. Ludwig Zangl, Lustadt




Bundestag schlägt Purzelbäume

Man kann es nicht mehr hören: Klimawandel! Fast alle hören inzwischen auf die „heilige Greta“. Doch gab es nicht schon immer einen Klimawandel? Können wir das Klima überhaupt retten? Was maßt sich der Mensch hier mal wieder an? Wie stank es durch den Autoverkehr auf den Straßen vor 30 Jahren? Hat sich da nicht viel zum Positiven verändert? Jetzt demonstrieren Schüler, schwänzen die Schule, die Kanzlerin zeigt dafür Verständnis, und der Bundestag in Berlin schlägt Purzelbäume, getrieben von einer Hysterie, die unfaßbar ist. Wie krank ist das denn? – Oder soll ich sagen: willkommen im Irrenhaus Deutschland? Bald zahlen wir Steuern für die Luft! Bei der Wahl zum EU-Parlament war das Thema „Klima“ wichtigster Punkt für die Wahlentscheidung. Haben wir auf diesem Planeten nicht andere Probleme? Wenn die Wirtschaft zusammenbricht, redet keiner mehr über so einen Unsinn namens Klimahysterie. Erst dann wird das Wahlvolk aufwachen und merken, was das für eine Pseudo-Hysterie war. Vorher werden aber Milliarden völlig wirkungslos verbrannt.

Horst Niehues, Sulz am Neckar







Zu: „‘Keine Kinder – keine Zukunft’“ von Lukas Steinwandter, JF 40/19

Klappe Klosterpforte

Da gab es doch früher ein ganz probates Mittel: Das Mädchen legte das frisch geborene Kind einfach vor einem Kloster ab – die Stelle war vorbereitet und bekannt. Heute ist das uneheliche Kind ja keine Schande mehr, die obendrein zum Verlust des Arbeitsplatzes führt. Die Mutter kann es ganz offiell zur Adoption freigeben. Aber vielleicht geht es ja mehr darum, die „Unannehmlichkeiten“ einer Schwangerschaft nicht aushalten zu müssen. Vergewaltigung ist eine andere Sache! Das Vergnügen eines „One-Night-Stands“ aber wieder eine ganz andere. Abgesehen von einer Vergewaltigung sehe auch ich also keinen Grund, einen gesunden Fötus abzutreiben. Vielleicht sollte man aber doch wieder eine Klappe an der Klosterpforte anbringen, dann wären auch Probleme mit der Adoptionsfreigabe gelöst, und keine Mutter, kein (leiblicher) Vater, müßte je mit Erbansprüchen rechnen.

Konrad Alt, Schillingsfürst






Zur Meldung: „Hessen plant Meldesysstem gegen Hetze“, JF 40/19

Fäkalien-Finale der Justiz

Hier vermisse ich den Verweis auf den aktuellen Vorgang in Berlin: Wenn ein Gericht entscheidet, daß die Beleidigungen gegenüber der Ex-Ministerin Renate Künast „ein Stück Scheiße“ und „Geisteskranke“ angeblich „keine Diffamierung der Person“ sind und ferner, daß Facebook die Namen der 22 Beleidiger nicht herausgeben muß, dann ist es wohl auch erlaubt, daß man den Richter als ein „Stück Scheiße“ bezeichnet. Wenn noch nicht einmal die Justiz fähig ist, die Flut des Hasses und der Wutausbrüche im Netz Einhalt zu gebieten, wie können wir dann als Demokraten der Gewalt von Rechts und von Links, die auf uns zukommt, Einhalt gebieten?

Prof. em. Dr. Ludger Schiffler, Berlin







Zu: „Grönemeyer, Höcke und ein Präsident“ von Dieter Stein, JF 39/19

Nicht so gut wie die Mythologien

In Mythologien der Welt wird von Machtkämpfen der Götter, Halbgötter und Heroen berichtet. Das hat sich in der Gegenwart gewaltig verschlechtert. Heute werden die Kämpfe ausgefochten von Idioten. Ich bedauere es, daß ich aufgrund meines Alters den Endsieger nicht mehr kennenlernen werde.

Dieter Rakete, Hamburg




Neutralitätspflicht verletzt

Es ist daran zu erinnern, daß Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten von SPD und CDU ausgekungelt worden ist. Er wurde nicht vom Volk unter mehreren Bewerbern gewählt, wie es in anderen Ländern, etwa in Österreich, der Fall ist. So ist auch seine parteiische Ächtung der AfD eine schwere Verletzung seiner neutralen Amtspflicht.

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken







Zu: „Völliger Quatsch“ von Werner Olles, JF 39/19

Der Weg: weg von der taz

Viele taz-Mitgründer sehen heute klar! Als weiterer taz-Mitgründer, um 1978 in Mannheim, freue ich mich, wenn ich von Ulrich Kulkes Weg lese: weg vom taz-Journalismus. Viele von uns gehen oder sind den Weg von Ulrich Kulke gegangen. Was war die taz 1978 und warum wurde sie gegründet? Wir damalige Linke waren seit Jahren mit der westdeutschen Presselandschaft unzufrieden. Einzig die Frankfurter Rundschau (FR) hielten wir für akzeptabel und lesbar. Die FAZ oder Die Zeit waren (Zentral)-Organe der jeweiligen Fraktionen der bürgerlichen Herrschaft, den Spiegel nannten wir „Bild am Montag“. Wir benutzten ständig den Terminus „bürgerliche Presse“, der für Klassenjournalismus stand. Es galt, mit allen Mitteln eine „antibürgerliche Stimme“ in Form einer Zeitung zu schaffen. Hier sollte die Hausbesetzer- und AKW-Szene und der RAF-Unterstützerkreis uneingeschränkt zu Wort kommen. Etliche Rechtfertigungen von RAF-Mordkommandos wurden kommentarlos abgedruckt. Dies wurde als ein Durchbruch des bürgerlichen Meinungskartells euphorisch gefeiert. Erwähnt sei hier, daß diese Leute heute in Abgrenzung zur AfD als bürgerlich bezeichnet werden wollen. Wie kam das denn? Relativ schnell übernahmen Gender-Aktivistinen die taz-Redaktion und leiteten einen Wechsel zum Linksliberalismus ein. Heute ist die taz nicht nur Presse-Mainstream, sie ist eine dominierende Stimme im „Refugees Welcome“- und „Friday for future“-Zirkus und versteht sich als Frontorgan gegen Rechtsradikalismus, womit sie die AfD meint, der sie absprechen will, bürgerlich zu sein. Wie sich Zeiten doch ändern.

Peter Backfisch, Pfungstadt






Zu: „Eine gelebte Schizophrenie“ von Thorsten Hinz, JF 39/19

9. Oktober 1989: DDR-Sargnagel

Hierbei wird leider die Heldenstadt Leipzig vergessen: Der 9. Oktober 1989 war der Sargnagel der DDR. So selbstverständlich, wie Hinz schreibt, war der Zusammenbruch der DDR nicht. Diesen auf die Fluchtbewegung zu reduzieren, halte ich für zu kurz gegriffen. Weder hatte die Bundesregierung noch die Amtskirche mit einem baldigen Ende der DDR gerechnet. Sie wurden kalt erwischt, ebenso Bundeskanzler Kohl. Im August 1989 betete man in Moskau zur Weltfriedenskonferenz der Kirchen zwar für die Einheit des Landes, für die Einheit Koreas, nicht für die Deutschlands. Für die Einheit Deutschlands zu beten galt als rechtsextrem. 

Vor dem 9. Oktober 1989, einem Montag, hatte Krenz mit dem Schießbefehl gedroht (frisch überzeugt von seinen Reiseeindrücken aus Peking). Er wollte ein für allemal Schluß machen mit den Montagsdemonstrationen in Leipzig. Aufgeboten waren 6.000 Mann mit Maschinenpistolen (Volkspolizei, NVA, Stasi und Betriebskampfgruppen). Zusätzlich 10 Panzerspähwagen, die mit laufenden Motoren und vollmunitioniert bereitstanden. In den Schulen, Betrieben und Kirchen sowie von SED, CDU und Gewerkschaften wurde verbreitet: Bleibt zu Hause, es wird hart gegen die 4.000 Rowdys durchgegriffen. Der Kommandeur einer Betriebskampfgruppe schrieb in der Leipziger Volkszeitung: „Wenn es sein muß, mit der Waffe in der Hand“ würden sie dem Klassenfeind begegnen. Nach den Predigten in den drei innerstädtischen Kirchen, vor denen sich Zehntausende versammelten, setzten sich die Massen in Bewegung. Der Befehl, die Rädelsführer zu verhaften, zeugte dabei von allgemeiner Unkenntnis. Es gab keine Rädelsführer. So standen den Sicherheitskräften nicht ein paar tausend gegenüber, sondern über 70.000. Zwar forderten Kurt Masur und die Gruppe der Sechs Polizei und Demonstranten auf, keine Gewalt anzuwenden, doch gehört haben dürften das längst nicht alle. Man telefonierte mit Krenz, der aber nicht zu erreichen war. So zogen die Demonstranten friedlich durch die Stadt, offenbar sehr viele von außerhalb. Es waren die mutigen Demonstranten, die trotz der Drohungen alles riskierten und somit erreichten, daß die Freiheitsbewegung nicht mit Waffengewalt beendet wurde. Als alles vorbei war, meldete sich Krenz, der für Sicherheitsfragen verantwortlich war, und segnete die Zurücknahme des Schießbefehls nachträglich ab. Neun Tage später trat Honecker zurück. Drei Wochen später genehmigte die Regierung eine Großkundgebung für Presse- und Versammlungsfreiheit in Berlin, an der eine halbe Million teilnahmen. Einen Monat später fiel die Mauer. Nicht nur ich, sondern etliche Historiker halten den 9. Oktober für den Sargnagel der DDR.

Peter Conrad, Weißenbrunn / Landkreis Kronach






Zu: „‘Teutones in Pace’“ von Paola Bernardi, JF 37/19

Protest: nicht protestantisch

Ihre Autorin schreibt in den „Grüßen aus Rom“ über den „Campo Santo Teutonico“. Abgesehen davon, daß aus dem dort begrabenen Schriftsteller Stefan Andres der kommunistische Politiker Stefan Andrei wurde – wohl ein Druckfehler –, wird der heilige Ort der Deutschen in Rom zu einem „protestantischen Friedhof“. Ohne weiter auf die Geschichte des Campo Santo und die Berechtigung, dort begraben zu werden (auch alle von der Autorin selber namentlich genannten „Größen“ waren römisch-katholisch) einzugehen: der protestantische Friedhof, der Cimitero acattolico oder Cimitero dei protestanti in Rom (bekannt als die Grabstätte des Sohnes von Goethe) liegt in der Via Caio Cestio im Viertel Testaccio und natürlich nicht direkt neben dem Petersdom wie der Campo Santo Teutonico.

Margarete Bentz, Hannover 






Zu: „Der Schuldschein des Hexers“ von Martina Meckelein, JF 37/19

Die Jünger der heiligen Greta

Es ist für uns Heutige unfaßbar, mit welchen aberwitzigen Anschuldigungen der Hexenwahn des Mittelalters unschuldige Menschen in den Tod trieb. Aber sind wir – Zeitgenossen der Aufklärung – so weit entfernt von solchem Wahnsinn? Die Jünger der heiligen Greta des menschengemachten Klimawandels sind doch in ihrem Anspruch auf alleinige Wahrheit und mit ihrer Totalität gar nicht so weit entfernt vom geistigen Scheiterhaufen für Nichtgläubige.

Johann Adam, Hambühren