© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/19 / 11. Oktober 2019

Defensiver Nationalismus
Migration:Tschechiens Verteidigung des Eigenen
Oliver Busch

Als Folge des Zweiten Weltkriegs habe sich die damalige Tschechoslowakei „homogenisiert“, wie Kristina Chmelar die Austreibung der Sudetendeutschen nennt. Die ethnische „Reinheit“ im heutigen Tschechien ist mithin Folge eines völkerrechtswidrigen Verbrechens. – das die als Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes an der TU Dresden tätige Politologin aber deswegen in einem Orwell-Begriff verdampft, weil es sich für sie als Fachfrau für „post-konstruktivistische Gedenkanalytik“ vielleicht um eine positive, historisch gerechte „Homogenisierung“ handelt.

Ganz anders urteilt sie über Tschechen, sofern diese im Rahmen der Brüsseler Politik des „Großen Austausches“ durch „Immigrationsfeindlichkeit“ auffallen und ihre Homogenität gegen die Zumutungen des EU-Multikulturalismus verteidigen (Zeitschrift für Politik, 3/2019). Das sei ihnen leider gelungen, weil ihr „defensiver Nationalismus“ strikt am seit 1990 eingeschlagenen Kurs festhalte, ihre Grenze allein für volkswirtschaftlich nützliche und kulturell verwandte, osteuropäische Arbeitsmigranten zu öffnen. Unter den derzeit 564.000 Ausländern in Tschechien befänden sich daher lediglich 15.000 Nicht-Europäer – überwiegend Vietnamesen.

Empfehlung einer  „Kultur der Vielfalt“

Die stärksten Abwehrreflexe lösen Muslime bei Tschechen aus. In allen Umfragen stabile 70 bis 80 Prozent votieren gegen deren Aufnahme als „Flüchtlinge oder Migranten“. Für Chmelar zeigt sich darin ein auch im übrigen Osteuropa dominierender „Kulturessentialismus“, der das Eigene für wertvoller halte als das Fremde, während der westlich-kosmopolitische, auf „Bereicherung“ erpichte „offene Kulturalismus das Neue und Diversität“ bevorzuge. Warum diese „Bereicherung“ ausgerechnet vom hermetisch abgedichteten, jeden europäischen locker übertreffenden „Kulturessentialismus“ des importierten Islam zu erwarten sei, verrät Chmelar indes nicht, wenn sie den tschechischen Galliern empfiehlt, ihre „Kultur des Identitären“ preiszugeben zugunsten einer „Kultur der Vielfalt“. 

Womit ihre Studie zum „tschechischen Migrationsdiskurs“ ausufert in die Multikulti-Agitation der neben Bertelsmann am meisten berüchtigten Pro-Migrations-Agentur, der Duisburger Mercator-Stiftung, die am Dresdner Institut für Politikwissenschaft ein „Forum Migration und Demokratie“ etabliert hat. Dort „forscht“ Frau Chmelar.