© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/19 / 11. Oktober 2019

Frisch gepresst

Angriffsziel Nationalstaat. Der niederländische Publizist und Politiker Thierry Baudet nennt die EU ein „Projekt zur Zerstörung der europäischen Zivilisation“. In seinem Buch „Angriff auf den Nationalstaat“ (Rottenburg 2015) liefert er eine Analyse dieser anti-nationalen Agenda der Krieg gegen ihre Völker führenden Brüsseler, Pariser und Berliner „Eliten“. Dazu lese der mündige Bürger Karl Albrecht Schachtschneiders „Die nationale Option“ (Rottenburg 2017). Ein Werk, das mit kantischer Schärfe das Modell Nationalstaat als wahren Garanten für Freiheit, Gleichheit, Bürgerlichkeit gegen den EU-Superstaat der Globalisten verteidigt. Der nationale Standpunkt, wie ihn Baudet und Schachtschneider entfalten, verschafft einen klaren Überblick über leitmedial vernebelte politisch-ökonomische Prozesse. Das kann man von Viktor Timtschenkos opulenter Streitschrift „Feldzug gegen die Nation“ leider nicht sagen. Obwohl auch er die zentrale Freund-Feind-Konstellation unserer Zeit erfaßt, „Weltgesellschaft“ gegen „Völkerwelt“, Barbarei gegen Kultur, fehlt es seiner Argumentation an Stringenz, so daß er sich in ermüdenden Abschweifungen verliert, die bis zur „starken Nation Israel“ und bis zu  „Hitler“ führen. (wm)

Viktor Timtschenko: Feldzug gegen die Nation. Es wird Zeit für einen modernen Nationalismus, Media Selbstverlag 2019, gebunden, 735 Seiten, 29,90 Euro





Israel. Der Politikwissenschaftler Ilan Pappe bleibt auch 13 Jahre nach der englischen Erstveröffentlichung seiner These treu: „Vom Planungsstadium bis zur endgültigen Ausführung stellt das, was 1948 in Palästina geschah, nach diesen Definitionen (von Hutchinson Encyclopedia und UN-Menschenrechtsrat) einen eindeutigen Fall ethnischer Säuberung dar.“ Seine Lesart der Geschichte der jüdischen Landnahme im damaligen Palästina wurde seit dem Erscheinen 2006 heftig kritisiert, doch mußte der in Exceter lehrende Professor seine Grundthese nicht revidieren. Abermals klagt der Sohn deutscher Juden „die Politiker, die die ethnische Säuberung planten und die Generäle, die sie durchführten“, an. Er schreibt im neuen Vorwort, daß er überzeugt sei, „die schmerzhafte Reise in die Vergangenheit (ist) der einzige Weg nach vorn“, wenn man eine bessere Zukunft für Palästinenser wie Israelis schaffen wolle. Über den anklagenden Ton seines Buches ist er sich vollends bewußt. (mp)

Ilan Pappe: Die ethnische Säuberung Palästinas. Westend Verlag, 2019 Jahr, gebunden, 416 Seiten, 20 Euro