© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Bernd Lucke an der Universität Hamburg angegriffen
Lieber wegducken
Karlheinz Weißmann

Der „Fall Lucke“ ist immer noch nicht erledigt. Die Angriffe, denen sich der ehemalige AfD-Mitgründer und Parteivorsitzende bei dem Versuch der Wiederaufnahme seiner Lehrtätigkeit als Volkswirt an der Hamburger Universität ausgesetzt sieht, waren von Anfang an weder Privatsache noch Hochschulinternum. Ein Grund dafür ist das Medieninteresse, ein anderer die wachsende Beunruhigung über die Verhältnisse an deutschen Universitäten. Die haben nicht nur mit Niveauschwund zu kämpfen, sondern auch mit der Einflußnahme ideologischer Pressure Groups.

Von denen fühlt sich zwar lediglich eine Minderheit – oft genug eine winzige – vertreten, aber sie sind gut organisiert und motiviert durch eine Mischung aus Sendungsbewußtsein und Ignoranz. Die erklärt hinreichend die Aggressivität des Auftretens. Eine Aggressivität, die die Mehrheit verläßlich einschüchtert. Was nicht allein mit Schockstarre zu tun hat, sondern auch mit Feigheit und Gewöhnung. Mit Feigheit, da den Professoren offenbar jeder Rest an Korpsgeist und Kollegialität ausgetrieben wurde, weshalb der große Rest dem Vorbild folgt und sich auch lieber duckt. Mit Gewöhnung, weil das, was Bernd Lucke erlebt, seit mehr als fünfzig Jahren in diesem Land Usus ist, sobald an den Pflanzstätten des Geistes ein Unbequemer seine Stimme erhebt.