© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Charterflieger bringt erste Flüchtlinge aus Äthiopien
Im Anflug auf Deutschland
Hans-Hermann Gockel

Die Landung eines ersten Charterfliegers aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba mit 154 somalischen Migranten an Bord auf dem Flughafen Kassel-Calden verdeutlicht einmal mehr die Widersprüche der deutschen Flüchtlingspolitik. Dabei ist das Ganze diesmal keine Nacht- und Nebel-Aktion à la Merkel, sondern Teil einer hoch offiziellen Geste der Bundesrepublik gegenüber der EU und den Vereinten Nationen. Eingebettet in ein internationales Umsiedlungsprogramm (offiziell: „Resettlement“), das vor dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise aufgelegt wurde. Es soll „besonders schutzbedürftigen Personen einen legalen Weg“ nach Deutschland ermöglichen. 2018/2019 profitieren allein von diesem Programm 10.200 Menschen.

Der Vorteil: Hier wissen wir zumindest, wen wir uns ins Land holen – während im Schnitt 15.000 andere jeden Monat meist illegal über die Grenze spazieren. Ernstzunehmende Bemühungen der Politik, das zu ändern, gibt es nicht. Gespannt sein darf man zudem, wie die Bundesregierung demnächst den Migrationspakt der Vereinten Nationen handhabt. Die weitreichenden Beschlüsse hat die Kanzlerin beim Gipfel in Marrakesch vor knapp einem Jahr ohne Not abgesegnet. Die Kapazitäten des Flughafens Kassel-Calden könnten schnell erschöpft sein.






Hans-Hermann Gockel war Nachrichtenmoderator bei Sat.1 und N24.