© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Grüße aus dem Vatikan
Päpstliche Bataillone
Paola Bernardi

Der Vatikan mit seinen 44 Hektar ist der kleinste Staat der Welt, der geheimnisvollste und sicher auch immer noch der mächtigste. Wie viele Bataillone hat der Papst, so soll Stalin 1937 gefragt haben. Die vatikanische  Diplomatie mit ihren Beziehungen zu 170 Staaten auf der ganzen Welt wird bewundert und angefeindet. Auf den marmornen Fluren der vatikanischen Palazzi herrscht noch immer die Kunst der geschliffenen Rede vor. 

 Doch unter dem Pontifikat des Jesuiten-Papstes hat sich das Klima verändert. Irritierend wirkt die grobe Einmischung des Papstes in die italienische Tagespolitik.  Ex-Innenminister Matteo Salvini von der Lega wurde vom Papst mit deutlichen Worten gerügt, „weil man heute Reden hört, die denen von Hitler 1934 ähneln: Wir zuerst. Wir, wir, wir. Das ist das Denken, was Angst macht.“ Der Pontifex nannte keinen Namen in seinem Stampa-Interview, doch jeder wußte, wen er meinte.Und dann sprach der Papst: „Der Souveränismus ist eine Übertreibung, die immer schlecht endet: Sie führt zum Krieg.“

Die elegante Villa mit Grünanlagen in Rom ist die „Denkfabrik des linken Katholizismus“.

Nun, Salvini ist gebremst und mit dem neuen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte sitzt ein enger Verbündeter des Vatikans auf dem Stuhl des italienischen Ministerpräsidenten. Der parteilose 55jährige Juraprofessor, der nach eigenem Bekunden immer links wählt, stammt aus dem Süden, aus Volturara. 

Er gehörte zu den ärmeren Begabten, die von der Kirche entdeckt und gefördert wurden. Conte war Stipendiat der Studienstiftung „Villa Nazareth“ in Rom, die sich für begabte Studenten aus dem unterentwickelten Süden seit 1946 einsetzt – immer von einflußreichen Geistlichen unterstützt. 

Diese elegante Villa mit Grünanlagen in Rom ist die „Denkfabrik des linken Katholizismus“. Sie genießt das besondere Wohlwollen von Papst Franziskus und seines Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin. Der Säulenheilige der italienischen Linkskatholiken ist der wundertätige Kapuzinermönch Pater Pio (gest. 1968).

 Kein Taxifahrer im Süden, der nicht ein Heiligenbild von Pater Pio bei sich trägt. Auch Conte soll immer eines bei sich haben. Er ist also der Mann der Stund, der die Koalition aus Fünfsternen und dem linken Teil der Sozialdemokraten in Italien führt, mit dem speziellen Segen des Papstes. „Päpstliche Diplomatie“ in Gestalt von Conte. Er hat bereits „bella figura“ in Paris, Washington und Brüssel gemacht.