© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Abseits des roten Teppichs
Impressionen aus der Sackgasse: Ein Rückblick auf die Frankfurter Buchmesse
Boris T. Kaiser

Mit einem Zuwachs auf 302.267 Besucher – einer Steigerung von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr – und 7.450 Ausstellern aus 104 Ländern wertete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die diesjährige Frankfurter Buchmesse wieder als vollen Erfolg. Die Branche habe sich „optimistisch und in Feierlaune“ gezeigt, heißt es auf der Internetseite der Messe.

Erfreut zeigte sich Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, auch darüber, daß auf der Messe „die gesellschaftlichen Fragen der Zeit diskutiert“ worden seien. Damit meinte er natürlich nicht die Flüchtlingskrise und Integrationsprobleme, sondern die Zukunft „der Menschenrechte und unseres Planeten“. Deswegen hatte die Messe unter dem Motto „Create your revolution“ Umweltaktivisten wie die Studentin Luisa Neubauer, eine der Wortführerinnen von „Fridays for Future“, eingeladen. In einer Diskussion mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kritisierte sie erneut die Politik für ihren mangelnden Klimaschutzeinsatz.

Unterdessen wurde der britische Wirtschaftswissenschaftler Paul Collier für sein Buch „Sozialer Kapitalismus! Mein Manifest gegen den Zerfall unserer Gesellschaft“ auf der Messe mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2019 ausgezeichnet. Als gefährlich für den Zusammenhalt sieht er den Riß zwischen den städtischen Metropolen und dem Rest des Landes, zwischen den urbanen Eliten und der Mehrheit der Bevölkerung.

Einziges Ärgernis in diesem Jahr, so Originalton von Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse in einem Interview, waren die „üblichen Verdächtigen“. Nicht mal eine Handvoll „rechte“ Verlage, die die bunte Hegemonie offenbar so sehr gestört hätten, daß sich die Messeleitung einmal mehr nicht anders zu helfen wußte, als sie in einem vom Rest der Messe weitgehend isolierten Trakt unterzubringen. Dieses Vorgehen wurde bereits im Vorjahr scharf kritisiert; nicht nur von den „üblichen Verdächtigen“, sondern auch von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, der Zeit oder dem Focus.

Fernab der Laufkundschaft 

Dennoch hatten sich die Verantwortlichen auch in diesem Jahr wieder entschlossen, die JUNGE FREIHEIT, den Manuscriptum-Verlag sowie die Verlage Antaios und Jungeuropa in einer Sackgasse unterzubringen. Damit auch der letzte potentielle Leser noch versteht, daß hier der Pfad der Tugend endet und die „linksliberale“ Tugenddiktatur beginnt und wirkt. 

So endete an der Schwelle zu diesem „Gang der Schande“ (JF-Chefredakteur Dieter Stein) auch gleich der rote Teppich, mit dem die Messehalle bis hierher ausgelegt war. Mit dieser abgelegenen Unterbringung stellten die Veranstalter sicher, daß sich die „Schmuddelkinder“ (Domradio) isoliert und fernab der Blicke der normalen Laufkundschaft befanden.

Zu größeren Gegenprotesten oder linksextremem Vandalismus an den Ständen kam es in diesem Jahr nicht. Dafür plazierten sich Fotografen aus dem Antifa-Milieu im Gang, die dort mitunter ausharrten, um Fotos von dem rechten Standpersonal und allem und jedem in dessen Nähe zu schießen. Zudem waren in dem Flur Polizeibeamte postiert, deren Präsenz potentiellen Besuchern den Eindruck vermittelten mußte, daß es in dieser Gasse irgendwie gefährlich sei.

Publikumsinteresse bei Messegesprächen 

Dies war übrigens ganz im Sinne der Messeleitung. Die hatte die Verbannung der unerwünschten Verlage in erster Linie mit „Sicherheitsgründen“ gerechtfertigt. Was besonders vor dem Hintergrund des Attentats von Halle für unbedarfte Messebesucher so klingen mußte, als seien es die „Rechten“, von denen eine Gefahr für die Sicherheit auf der Buchmesse ausgehe. Dieses gewollte Mißverständnis hätten die Organisatoren in Frankfurt aufklären können, indem sie ausdrücklich auf die Randale der Antifa im Vorjahr hingewiesen hätten. Das wollte der Börsenverein aber offensichtlich nicht.

Stattdessen wurden die der Linkspartei nahestehende Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie die sehr linke Amadeu-Antonio-Stiftung prominent an den vielbegangenen Gängen der Buchmesse plaziert. Auch der Verlag Der Islam, der laut eigenen Angaben „besonderen Wert  auf die Veröffentlichungen von Werken, die den spirituellen und mystischen Charakter des Islam betonen“, legt, konnte auf der Messe ausstellen, ohne ein größeres Sicherheitsrisiko darzustellen.

Aber auch in der Gasse der Freiheit sah es zum Glück nicht ausschließlich völlig finster aus. Zwar herrschte in den ersten Tagen, an denen die Buchmesse ausschließlich für das sogenannte Fachpublikum geöffnet ist, oft gähnende Leere, aber die Messegespräche am Stand der JUNGEN FREIHEIT stießen dennoch auf reges Interesse, besonders die Auftritte der Bestseller-Autorin Birgit Kelle, der islamkritischen Publizistin Laila Mirzo sowie des Autors und Risikomanagers Markus Krall.

Im kommenden Jahr findet die Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober statt.

 www.buchmesse.de