© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Es geht um die Vorherrschaft in der Antike
Die Größe des Altertums: Ein komplexes Strategie-Spiel für zwei Kontrahenten macht mit den Wurzeln abendländischer Kutur vertraut
Michael K. Hageböck

Die Auseinandersetzung mit Geschichte stiftet Identität. Während der Referenzpunkt modernen Denkens die Französische Revolution ist und man uns von einer Geschichte des Fortschritts erzählen möchte, welche die technische Höherentwicklung ebenso in den Blick nimmt wie die Optimierung gesellschaftlicher Strukturen, so geht es klassisch orientierten Historikern um herausragende Persönlichkeiten der Vergangenheit, um ihre Taten, um die Wurzeln unserer Kultur.

Beim Gesellschaftsspiel „7 Wonders – Duell“ streiten zwei Kontrahenten um die Vorherrschaft in der Antike. Der Mechanismus ist gleichermaßen kompakt wie komplex: Wenn man ihn einmal verstanden hat, eröffnen sich eine Fülle von Möglichkeiten, die man von Partie zu Partie effektiver zu nutzen lernt. Mit jedem Zug muß man sich entscheiden, ob man in Handel, Produktion, Militär oder Wissenschaft investiert. Da es drei verschiedene Optionen gibt, das Spiel zu gewinnen, kann man nicht einfach auf eine Strategie setzen, denn wer nur Geld anhäuft, unterliegt plötzlich den feindlichen Streitkräften. Und wer allein auf den Abbau von Rohstoffen achtet, erblaßt unversehens vor den Errungenschaften des Gegners.

Konzentriert auf feindliche Handlungen reagieren

Wie der Name schon sagt, dreht sich bei „7 Wonders – Duell“ alles um die Weltwunder. Antipatros von Sidon nannte sie erstmalig: Die hängenden Gärten in Babylon, das Mausoleum in Persien, die Pyramiden in Ägypten sowie vier griechische Weltwunder, nämlich der Koloß von Rhodos, der Leuchtturm auf Pharos, der Artemis-Tempel in Ephesus, die Statue des Zeus in Olympia. Das vorliegende Gesellschaftsspiel erweitert die Liste der Weltwunder um fünf weitere Bauwerke europäischer Provenienz.

„7 Wonders – Duell“ ist ein ausgeklügeltes Spiel, welches uns die Größe des Altertums vor Augen führt. 30 Minuten sind höchste Konzentration gefordert, entschlossen gilt es auf feindliche Handlungen zu reagieren, Wahrscheinlichkeiten zu überschlagen und die Zugfolge des Gegners zu kalkulieren. Da bei jeder Partie andere Karten aussortiert werden, Erfindungen den linearen Spielverlauf durchbrechen, manche Karten nicht nur für sich einen Nutzen bringen, sondern auch beim Gegner Schaden anrichten, kann man sich nie eine Taktik zurechtlegen, sondern muß bei jedem Match anders verfahren.

Während andere Strategiespiele mit endlosen Regeldetails überfrachtet sind und der epische Stoff meist mit einer epischen Dauer einer Partie einhergeht, begeistert das Spiel von Antoine Bauza und Bruno Cathalan durch eine intuitive Handhabung und stets steigende Spannungskurve. „7 Wonders – Duell“ macht süchtig. Rasch ist eine Partie gezockt, sogleich wird Revanche gefordert. Das Material ist durchdacht und optisch schön gestaltet. Karten machen anschaulich, welch enorme Leistungen die Menschen bereits vor über 4.000 Jahren vollbrachten; durch die griechischen und römischen Weltwunder werden wir mit den Wurzeln der abendländischen Kultur vertraut.