© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Zur sowjetischen „Rettung“ sächsischer Kunstschätze 1945
Pure Propaganda
(dg)

Die Deutschen raubten und zerstörten in den von ihnen besetzten Gebieten unzählige Kunstwerke“, weiß Birgit Finger zu berichten. Nach Kriegsende im Mai 1945 seien es dann die Siegermächte gewesen, die es ihnen nachtaten. Diese raubten deutsche Kulturgüter aber nicht, sondern „beschlagnahmten“ diese nur. Soviel politische Korrektheit muß schon sein, wird sich die auf dem südlich von Dresden gelegenen Schloß Weesenstein tätige Kunsthistorikerin gedacht haben. Aber trotz dieser und anderer Irritationen, etwa bei der Darstellung der der Wehrmacht vollumfänglich zu Unrecht angelasteten Zerstörungen im Leningrader Schlösserbezirk, die ihr Aufsatz über die Plünderung sächsischer Museumsschätze durch die „Trophäenbrigaden“ der Roten Armee auslöst, zerstört Finger dann doch zwei hartnäckige Legenden zum Kunstraub in Mitteldeutschland (Sächsische Heimatblätter, 2/2019). Erstens kann von einer Kompensation für deutsche „Entnahmen“ keine Rede sein. Vielmehr sollte der „systematische Beutezug“ Objekte für ein neues Moskauer „Supermuseum der Weltkunst“ abfischen. Zweitens erfolgte der Abtransport aus Depots wie Weesenberg nicht, um die Kunstwerke aus konservatorischen Gründen zu bergen. Das offizielle DDR-Geschichtsbild von der „Rettung der Dresdner Gemälde“, 1955 bei der Rückgabe von 1,6 Millionen Objekten kreiert, sei pure Propaganda. 


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