© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Frisch gepresst

Augstein. Acht Jahre schrieb er seine Kolumne „Im Zweifel links“ für Spiegel Online. Nun präsentiert ein Band die besten davon – besser gesagt, die typischsten. Denn die Texte Jakob Augsteins sagen meist mehr über seine Weltsicht als über die Welt aus. Zugegeben, das ist bei vielen Kolumnisten so. Doch läßt der Publizist schon im Vorwort erkennen, daß anderes ihn auch kaum zu interessieren scheint. Kein Wort von Erkenntnis und Reflexion, statt dessen davon, Stellung zu beziehen, so umschreibt er sein Anliegen. Das ist natürlich legitim, macht den Band aber für jeden, der sich nicht vor allem für Augsteins Blickwinkel interessiert, eher uninteressant. Dabei kann der Freitag-Herausgeber auch anders, wie er auf SPON hin und wieder bewiesen hat. Etwa mit Kolumnen wie „Unsere Heimat“ (Heimat und Identität auch ein Menschenrecht) oder „Ein deutscher Traum“ (Einwanderung und Sozialstaat vertragen sich nicht) – nur haben die es nicht ins Buch geschafft. Leseempfehlung also nur für Augstein-Fans sowie Nichtlinke, die Ausflüge in andere Weltsichten zu schätzen wissen – Neugier schadet ja nicht. (mo)   

Jakob Augstein: Im Zweifel links. Vom aufhaltsamen Untergang des Abendlandes. DVA, 2019, gebunden, 285 Seiten, 20 Euro





Wagenknecht. Für den Sozialpsychologen Christian Schneider ist die noch bis Herbst amtierende und sich dann aus gesundheitlichen Gründen zurückziehende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, eine „Ausnahmeerscheinung“ in der deutschen Politik. Einfühlsam beschreibt er in seiner auf Gesprächen mit ihr und Weggefährten beruhenden Biographie, wie der frühe Verlust des Vaters und Wagenknechts Erfahrungen, als „Außenseiterin“ zu gelten, ihren Lebensweg geformt haben. Ihre marxistisch grundierte Kapitalismus- und Gesellschaftsdiagnose hält er für zutreffend, daß sie ihrem alten linken Traum verpflichtet bleibt, findet er sympathisch. Überhaupt ist seine Biographie der 50jährigen Wagenknecht von großem Wohlwollen geprägt, etwa wenn er ihre „wunderbare Qualität“ hervorhebt, „unbezweifelbare intellektuelle Kompetenz mit moralischer Unbedingt und klarer Sprache zu verbinden“ oder die „analytische Kraft ihrer Überlegungen“ lobt. (tha) 

Christian Schneider: Sahra Wagenknecht. Die Biographie. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2019, gebunden, 256 Seiten, 22,95 Euro