Premierminister Giuseppe Conte (Partito Democratico) sagt: „Umbrien hat keinen Einfluß auf die Regierung.“ Recht hat er. Der Einfluß wird aber Conte erdrücken, wenn nächstes Jahr in acht italienischen Regionen gewählt wird: darunter Schwergewichte wie die Toskana, die Emilia-Romagna und Kampanien. Nach dem Erlöschen der Fünf Sterne könnte die rote Sonne bei Rimini versinken – dem PD droht die Niederlage in fünf von sechs links-regierten Regionen. In der Stammheimat Venetien könnte der Lega das Meisterstück gelingen, als Einzelpartei die absolute Mehrheit zu erreichen. Nicht das Jahr 2019, sondern das Jahr 2020 wird also das Jahr Matteo Salvinis sein.
Der mischt seit seinem Ausstieg die von ihm als „Koalition der Sesselkleber“ bezeichnete Regierung aus M5S und PD auf. Insbesondere bei den Sternen geht die Angst um, ob der taktische Wechsel zum sozialdemokratischen Erzfeind nicht doch ein Fehler war. Eine Umfrage unter M5S-Anhängern hat ergeben, daß fast die Hälfte lieber mit der Lega weiterregiert hätte. Die tödliche Umarmung mit den Sozialdemokraten wird damit zur Schicksalsfrage des M5S: das sinkende Schiff mit vielen Blessuren über Neuwahlen verlassen, oder gemeinsam mit dem PD in dreieinhalb Jahren untergehen? Noch spielen die Sterne auf Zeit, weil sie Salvini nicht den Weg bereiten wollen. Daß das Projekt damit seine eigene Existenz aufs Spiel setzt, ist wohl den wenigsten bewußt.