Altes Kräuterwissen hat heute wieder Hochkonjunktur. Immer mehr Menschen schwören auf die Heilkraft und Stärkung durch Heilkräuter. Die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Karfunkel beschäftigt sich in einer Sonderausgabe (4/2019) mit diesem Thema, beginnend mit dem „Allround-Talent“ Minze. Unglaublich vielseitig sorgt sie nicht nur für frischen Atem, würzt Desserts und Cocktails, Lammfleisch und Gemüse, sondern hilft als Heilpflanze auch gegen Erkältungen, Rheuma, Übelkeit, Kopfschmerzen und Verspannungen. In Europa weit verbreitet, liebt sie die Nähe von Wasser und wächst auf Böden mit vielen Nährstoffen. Zwei Dutzend Sorten sind verbreitet, manche schmecken nach Apfel, andere nach Schokolade. Sie enthält ätherische Öle wie Menthol, dazu Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide und Harze. Minze im Bund sollte schnell verbraucht werden, denn schon nach wenigen Tagen verflüchtigt sich das wertvolle Menthol und die Blätter hängen. Im Topf hält sich die Minze an einem halbschattigen Platz mit viel Feuchtigkeit und nährstoffreicher Erde dauerhaft.
Kürbiskerne sind die Chips des Orients: Ein Knabbersnack mit nussigem Geschmack und ein wahrer „Nährstoffbolzen“, der die Vitamine A, B und E enthält, Mineralstoffe und Spurenelemente wie Selen. Die Kerne wirken sich positiv auf das Haarwachstum und bei Prostata- und Blasenerkrankungen aus. Und auch das Kürbiskernöl hemmt mit seinem hohen Anteil an Vitamin E und Selen Entzündungen und spielt in der Volksmedizin eine Rolle bei der Behandlung der Arteriosklerose, Muskelkrämpfen, Nierenkrankheiten und Wurmbefall. Auch hier gilt aber: Valide Studien gibt es (noch) nicht.
„Das frühe Gold im Garten“ nennt man die Kornelkirsche, die leider ein fast vergessener Heilstrauch und eine wichtige Bienenweide ist. Zudem bietet sie Vögeln reichlich Nahrung und versorgt uns mit Früchten und Vitamin C. Häufig wächst sie in den Donauauen Ungarns und in Niederösterreich, ist aber auch in Deutschland weit verbreitet. Die Kornelkirsche ist eine alte Kulturpflanze, in Rom war sie Teil des Stadtmythos, und im Barock strukturierte sie die Hecken der Skulpturgärten, blühte in Klöstern und Schloßparks. Beeindruckende Exemplare finden sich am Hang des Heidelberger Schlosses, im Klostergarten Loccum, im Barockpark in Rheinsberg und im Tiergarten Berlin.
Heilpflanzen tragen bisweilen ihren erhofften Nutzen bereits im Namen: Augentrost (Euphrasia officinalis) soll die Sehkraft verbessern, aber auch Schwellungen der Lider bei Entzündungen lindern. Die in West-, Mittel- und Teilen Südeuropas heimische Pflanze gilt in der historischen Heilkunde im Rahmen der Signaturenlehre des Mittelalters, die in Analogien dachte, als klassisches Mittel gegen Augenleiden. Noch heute kursieren diese Vorstellungen in Anthroposophie, Homöopathie und anderen volksheilkundlichen Lehren.
Kontakt: Karfunkel Verlag, Marienhöhe 1, 74706 Osterburken. Das Einzelheft kostet 6,90 Euro, ein Jahresabo 29 Euro.