Unüberwindbare Hürden, soweit das Auge reicht: Er müsse sich in die Besucherliste eintragen, verlangt ein Pförtner von Milan Berg, dem Hauptprotagonisten in Sebastian Fitzeks neuem Psychothriller „Das Geschenk“, vergangenen Donnerstag bei Droemer Knaur erschienen. „Schwachsinn“, denkt Milan, „genauso gut hätte ihn der Pförtner bitten können, mit brennenden Kreissägen zu jonglieren.“ Oder ein paar Szenen zuvor: Milans Freundin fordert ihn auf, eine Adresse ins Navi einzugeben. „Eher bastele ich mit dem Krimskram in deinem Handschuhfach einen Teilchenbeschleuniger“, schießt es Milan daraufhin durch den Kopf. Grund für seinen Streß: Milan ist Analphabet. Vor dem Hintergrund dieses Defizits, unter dem in Deutschland 6,2 Millionen Erwachsene leiden, hat Fitzek einen hochspannenden, wendungsreichen Thriller gestrickt, der allen Genreliebhabern hiermit wärmstens ans Herz gelegt ist.
Warnung an jene Leser, die mit Asterix & Obelix aufgewachsen sind und die tapferen Gallier noch heute lieben, und sei es aus sentimalen Gründen: Der vergangene Woche erschienene 38. Band, „Die Tochter des Vercingetorix“, weist eine fade Handlung auf, bietet nur müde Witzchen, hat null Esprit und eine politisch korrekte Schlagseite. Schade drum. Das hat die altehrwürdige, von René Goscinny (Autor) und Albert Uderzo (Zeichner) geschaffene Comicserie nicht verdient. Mit dem mittlerweile vierten Heft von Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad sollte die Reihe besser endgültig begraben werden.
Aus dem angelsächsischen Kulturraum stammt die Redewendung „Never (alternativ: Don’t) Judge a Book by its Cover“, beurteile ein Buch niemals nach seinem Einband. So banal und richtig das selbstverständlich ist, so wichtig kann die Gestaltung von Einbänden sein, indem sie potentielle Buchkäufer aufmerksam werden läßt, Neugier weckt, und somit einen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg leistet. Einer, der solchen Marketingfirlefanz nicht mehr nötig hätte, ist Sebastian Fitzek, sind dessen Psychothriller doch längst Selbstläufer auf den Bestsellerlisten (Streifzüge vom 2. November 2018). Dennoch sind die Sondereditionen seiner Erstausgaben so einfallsreich und exquisit hochwertig gestaltet, daß es eine wahre haptische Freude ist. – Am 13. Januar übrigens liest Fitzek aus „Das Geschenk“ im Berliner Schloßpark-Theater. Zuvor ist er im November mit seiner Soundtrack-Leseshow quer durch Deutschland unterwegs. Termine und Orte finden sich unter www.sebastianfitzek.de im Netz.