© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

Zeitschriftenkritik: Essen & Trinken
Würste, Eintöpfe, Süßigkeiten
Werner Olles

Der Ruf der Wurst ist schon lange nicht mehr der beste. Schuld daran tragen Massentierhaltung und Fleischskandale. Dabei war selbst hergestellte Wurst einmal der Stolz der Metzgermeister. Sorgfältige Verarbeitung, die Rezepte voller Raffinesse und guten Gewürzen, meistens kam das Fleisch von Tieren, die artgerecht gehalten wurden. Zum Glück gibt es sie auch heute noch – Fleischer, die Wert auf solide Handarbeit legen und ihren Kunden Produkte anbieten, die nicht nur ihr Geld wert sind, sondern auch hervorragend schmecken: Wildschweinsalami von Bio-Metzgereien aus der Toskana, Wildbratwürste mit Bärlauch vom Elbwild aus dem Wendland, Gams- und Hirschwurzen aus Südtirol. Es sind Qualitätsbewußte wie die Familie Savigni, die in dem Dorf Pavani eigene Schweine im Wald aufwachsen läßt und ihren Würsten gern mal Wildschweinfleisch, Rotwein und einen Hauch Zimt zugibt, oder der Metzger Dirr vom Kaiserstuhl, dessen Wildschweinsalami ebenfalls dazu beiträgt, den guten Ruf der Wurst wiederherzustellen. 

Essen & Trinken, Deutschlands monatlich erscheinendes größtes „Food Magazin“, hat aber nicht nur den Liebhabern deftiger Köstlichkeiten einiges zu bieten, sondern auch den Freunden exotischer Süßigkeiten wie Dattelplätzchen, einen buttrig, mürbe und frisch gepuderten Dinkelkeks mit Dattelfüllung, Vanille und einer feinen Orangennote. Ein Leckerbissen für die Adventsbäckerei sind auch Safran-Orangenringe, schokolierte Ringe mit Orangenmarmelade und etwas Kokosmehl im Teig, oder Chai-Macchiato-Stangen, umhüllt mit weißer Kuvertüre auf Espresso-Lebkuchen. Nicht zu vergessen die beliebten Brombeer-Kissen aus vollmundigem Vollkornteig mit saftigem Marzipankern und feinen Zitrus- und Beerennoten oder Salz-Karamell-Ecken aus zartem Schoko-Mürbeteig mit Salzkaramell-Füllung. Köstlich verlockend sind auch Ingwer-Stempel-Kekse, gezuckert mit Zitrone und Ingwer im Teig als feiner Kontrast zur süßen Fondant-Decke.

Wer meint, daß Eintöpfe heute nicht mehr beliebt sind, sieht sich getäuscht. Zunächst braucht es für einen erstklassigen Eintopf zweierlei: eine herzhafte Brühe als Basis und reichhaltige Einlagen. Das kann mal cremig-mild schmecken oder auch würzig-pikant ausfallen wie beim Rote-Beete-Enteneintopf mit Stern-anis, Lorbeer und Zimt, die das kräftige Entenfleisch kontern, während im Rinderbrust-Eintopf grüne Linsen baden, kleine Nudeln und jede Menge farbenfrohes Gemüse. Das macht genauso satt und glücklich wie der Curry-Eintopf mit Huhn, bei dem Kokosmilch und Hühnerbrühe sich zu einer cremigen Grundlage ergänzen und als Einlage dunkler Reis, Kürbis, Romanesco, Nelke und Kurkuma die besondere Würze schenken. In der kälteren Jahreszeit ist ein scharfer Wurzeleintopf als Wärmespender sehr beliebt, denn Chili und Ingwer heizen uns ordentlich ein, während Möhren und Buchweizenspätzle Milde walten lassen und Granatapfelkerne einen scharfen Kontrast dazu schaffen. Guten Appetit.

Kontakt: G+J Food & Living GmbH & Co. KG, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg. Das Einzelheft kostet 4,90 Euro. 

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