© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

Umwelt
Zehn Millionen
Günther Riedel

Dieses Versprechen mußte Angela Merkel zurücknehmen: Eine Million E-Autos werden 2020 nicht über deutsche Straßen rollen. Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung stellt nun „bis 2030 sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge“ in Aussicht – ohne die Energiefrage zu beantworten. Bei einem Praxisverbrauch eines E-Pkw von 40 Kilowattstunden pro 100 Kilometer und einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern beträgt der Strombedarf für zehn Millionen E-Autos etwa zehn Prozent unserer derzeitigen Stromerzeugung. Es wären also zehn neue Kohle- oder sieben Kernkraftwerke mit einer Produktion von 60 Millionen Megawattstunden pro Jahr erforderlich. Der Kohle- und Atomausstieg verhindert dies. Auf Gaskraftwerke zu setzen wäre widersinnig: Dann könnten gleich herkömmliche Benzinmotoren kostengünstig auf Gasantrieb umstellt werden.

Die Fundamente von großen Windanlagen bestehen aus tausenden Tonnen Stahlbeton.

Bleibt ein Ausbau der „erneuerbaren Energien“: 2018 schafften 30.500 Windanlagen (WEA) (davon nur 1.300 in den Offshore-Parks der Nord- und Ostsee) etwa 18 Prozent des deutschen Strombedarfs. Dafür mußte aber die fünffache Leistung installiert werden. Die schwankende Wind- benötigt wie die Solarenergie bei einem weiteren Ausbau große Stromspeicher, aber die Zahl der Pumpspeicherwerke läßt sich kaum erhöhen. Effektive, 200 Meter hohe WEA werden in Abständen von etwa 500 Metern in Betonfundamenten installiert. Auf einem Quadratkilometer können etwa fünf WEA errichtet werden – wenn kein Anwohner dagegen klagt. Die gewaltigen Fundamente bestehen aus Tausenden Tonnen Stahlbeton, sie führen zu großflächiger Bodenversiegelung. Oft müssen Waldgebiete für Standorte, Zufahrtswege und Stromleitungen gerodet werden, was in Hessen, Thüringen oder Baden-Württemberg Klima- und Naturschützer entzweit. Und daher will Merkels Klimakabinett nun den Natur- und Anwohnerschutz schleifen.