© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/19 / 22. November 2019

Adidas stellt die Sportschuhfertigung in Ansbach und Atlanta ein
Zurück in die Zukunft
Markus Brandstetter

Wir schreiben das Jahr 2017: Sämtliche Adidas-Sportschuhe werden in Fabriken in China, Indien, Indonesien und Vietnam hergestellt, wo Asiaten sie in Zehnstundenschichten für 900 Euro im Monat zusammenleimen. Sämtliche Adidas-Schuhe? Nicht ganz, denn im selben Jahr eröffnet der Sportartikelhersteller zwei Speed-Factories, „Geschwindigkeitsfabriken“ also, in denen Sportschuhe nicht von wieselflinken Chinesen zusammengeklebt, sondern von Druckern im 3D-Verfahren extrudiert werden. 

Eine liegt im fernen Atlanta, die andere im fränkischen Ansbach, eine Fahrstunde vom Sitz des Unternehmens in Herzogenaurach entfernt, wo 1920 alles in einer alten Waschküche begonnen hatte. In Ansbach werden auf 4.600 Quadratmetern im Jahr eine Million Paar Schuhe hergestellt, was im Vergleich mit den 300 Millionen Paaren, die Adidas in Asien produziert, gar nichts ist, aber doch ein Zeichen setzt. Adidas ist zurück.

Eine Zeitlang sieht es so aus, als könnten Schuhe der größten deutschen Sportmarke wieder in ihrem Heimatland hergestellt werden, wofür ein Mix aus Spezialsoftware und Industrierobotern sorgt. Die Speedfactories wurden gegründet, um bei Laufschuhen schnell auf neue Trends in Technologie und Mode reagieren zu können. Die hohen Lohnkosten in Deutschland fallen dabei kaum ins Gewicht.

Drei Jahre später ist damit schon wieder Schluß. Vor ein paar Tagen hat Adidas angekündigt, die Speed­factories bis April 2020 wieder zu schließen, was in Ansbach zum Verlust von 100 Arbeitsplätzen führen soll. „Das Unternehmen verspricht sich davon eine bessere Ausnutzung bestehender Produktionskapazitäten und mehr Flexibilität in der Produktgestaltung“, heißt es in einer Mitteilung, aber das sagt nichts über die wahren Gründe aus.

Adidas-Chef Kasper Rorsted, ein sehr erfolgreicher, aber auch knallharter Manager, hat schon vor Monaten darauf hingewiesen, daß „der Standort Deutschland mehr Probleme hat, als viele wahrhaben wollen“, womit er in der Hauptsache auf die Versäumnisse der Bundesregierung bei der Digitalisierung hinweisen wollte. Rorsted warf Kanzlerin Angela Merkel explizit vor, dort nichts getan zu haben, obwohl das Thema seit 2005 auf ihrer Agenda doch angeblich ganz oben stünde.

Hier spricht einer der besten Konzernchefs in Deutschland, der den Kurs der Adidas-Aktie in drei Jahren verdoppelt und das Unternehmen zu spektakulären Erfolgen geführt hat, klar aus, was jeder Unternehmer weiß: Merkel ist die deutsche Wirtschaft egal. Für Merkel ist die Wirtschaft nur dazu da, die Unsummen an Steuergeldern zu generieren, die gebraucht werden, um die Energiewende und die Aufnahme von Millionen von Flüchtlingen zu finanzieren.

 www.adidas-group.com