© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/19 / 22. November 2019

CD-Kritik: Philippe Jaroussky
Zwischenbilanz
Jens Knorr

Vor zwanzig Jahren begann die steile Karriere Philippe Jarousskys, Anlaß für den französischen Countertenor, mit einer persönlichen Auswahl von Aufnahmen der letzten Jahre Zwischenbilanz zu ziehen, ergänzt durch sieben bisher unveröffentlichte Stücke – damit auch derjenige, der schon alle „Jarousskys“ hat, diese Kompilation noch haben wollen muß. In Fortführung der vor sieben Jahren veröffentlichten Sammlung „La Voix des rêves“ stellt sie die künstlerische Entwicklung des mittleren bis späten Jaroussky, sein Repertoire und die Ausfaltung historisch informierter Aufführungspraxis seitdem umfassend dar.

Ein Stimmwunder im Canto fiorito, dem verzierten Gesang, bringt Jaroussky das überirdisch schöne Timbre seiner Wunderstimme mehr noch im Canto spianato, dem glatten, schlichten Gesang, zur Geltung. Allen gender trouble der Barockoper, ihr verwirrendes Spiel mit Körper, Stimme und Geschlecht, weiß keiner wie er beunruhigend fühlbar zu machen. Aber Timbre und Technik wollen auch auf das französische Chanson der Ferré, Kosma und – im Duett mit – Matthieu Chedid verblüffend passen.

Jaroussky bewegt sich in der italienischen und französischen Musik auf heimatlichem Terrain, in der deutschen noch auf fremdem Gebiet. Für Januar hat er seine Auseinandersetzung mit dem Lied Franz Schuberts angekündigt..

Philippe Jaroussky Passion Erato 2019  www.philippejaroussky.fr