© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/19 / 22. November 2019

Haltungsnote
Münchhausen in Flecktarn
Gil Barkei

Im September hatte ein Bundeswehrsoldat mit türkischen Wurzeln behauptet, in Berlin-Neukölln rassistisch angegriffen worden zu sein, als er seine Uniform öffentlich getragen habe. Die zwei Angreifer hätten ihm dabei das Recht abgesprochen, die Uniform eines Soldaten tragen zu dürfen.

Die Geschichte kam vielen Linken gerade recht, der Staatsschutz ermittelte, und selbst Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) verurteilte die Tat. Steckt doch in ihr alles, was die Legenden der Bundesrepublik ausmacht. Seht her, selbst wenn sich Einwanderer und ihre Nachkommen integrieren und sich sogar die deutsche Uniform überstreifen, werden sie noch diskriminiert. Und das ausgerechnet in Neukölln: Ausländergewalt und Clan-Kriminalität sind gar nicht das Problem des berüchtigten Bezirks, der alltägliche Rassismus ist es. 

Doch wie sich nun herausstellt, war alles zu unschön, um wahr zu sein. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin hat das Verfahren wegen der angeblichen Attacke aufgrund von Widersprüchen in den Angaben des Soldaten mittlerweile eingestellt und stattdessen Ermittlungen wegen des Vortäuschens einer Straftat gegen den 25jährigen Obergefreiten eingeleitet.