© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

Zitate

„Die Bundesrepublik hat mit Willy Brandt und Hans-Dietrich Genscher zwei wahrhaft große und mit Joschka Fischer, Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel einige doch sehr respektable Außenminister hervorgebracht. Heiko Maas zählt zu keiner dieser Kategorien. Wäre er nicht Außenminister, sondern Frühstücks-Ei, würde man ihn wohl der Güteklasse B zuordnen: Dutzendware aus der Legebatterie der Parteipolitik.“

Gabor Steingart, Journalist und Medienmanager, in seinem „Morning Briefing“ am 21. November





„Die literarische Sprache ist die natürliche, sie ist die Sprache des Menschen, des Gefühls, der Vernunft, sie ist die ursprünglichste, nachhaltigste Sprache. Die Sprache des Journalismus ist eine künstliche, beigebrachte, schulische. In der heutigen Literatur spürt man oft das Geschulte – als ob man das Schreiben in einer Schule lernen könnte. Das ist nicht möglich. Journalistische Literatur ist ein Bastard der schlimmsten Art.“

Peter Handke, Schriftsteller, in der „Zeit“ am 21. November





„Kimberlé Crenshaw, die Mutter der Intersektionalität, hat zu Recht darauf hingewiesen, daß Diskriminierungen oft nicht ein-, sondern mehrdimensional sind, wenn eine Person mehrere Merkmale, aufgrund derer sie Diskriminierungen erleidet, in sich trägt. Das ist alles richtig, doch: Es gibt keinen obersten Richter im Nullsummenspiel der Opferolympiade, weil die Kategorien und Variationen der jeweiligen Unterdrückung subjektiv und damit endlos sind. Es mutet so an, als ob es eher darum geht, daß jeder leiden darf, weil er irgendwie Opfer von irgendwem oder ­irgend etwas ist.“

Anna Schneider, „NZZ“-Journalistin, auf dem Medienportal „Addendum“ am 22. November





„Europa sieht dem Geschehen in Syrien einfach zu und legt die Hände in den Schoß. Wenn dann die türkische Regierung handelt, um einer terroristischen Bedrohung zu begegnen, dann unterstütze ich natürlich mein Land, mein Volk und unsere Truppen. Aber dennoch bin ich sehr besorgt über die Politik der türkischen Regierung. Europa sollte sich mehr einmischen.“

Ekrem Imamoglu, laizistischer Bürgermeister von Istanbul, in der „Welt“ am 24. November





„Im Grunde brauchen wir das ‘Volk’ nicht mehr. Der Ausdruck paßt nicht in unsere weltumspannende Wirklichkeit. In Diskussionen merke ich aber, auf wieviel Widerstand und Kritik das stößt. Das Prinzip der Volkssouveränität ist halt die Grundlage moderner Verfassung. Aber entzaubern sollte man den Begriff des Volkes schon.“

Michael Wildt, Historiker, im „Freitag“ am 25. November





„Meinungsfreiheit wird dort bedroht, wo die innere Zensur einsetzt, weil Bürger das Risiko, eine Meinung zu äußern, nicht mehr eingehen. Nicht etwa, weil man die Gegenrede fürchtet oder Ächtung, sondern einen körperlichen Gegenschlag. Kann es Meinungsfreiheit geben, wenn ein demokratischer Staat nicht wehrhaft genug ist, die gewalttätigen Strukturen im Land unter Kontrolle zu halten?“

Jagoda Marinic, Schriftstellerin, im Deutschlandfunk am 26. November