© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

„Den Dingen auf den Grund gehen“
Alternative Klimakonferenz: Wegen Drohungen gegen das Tagungshotel zum Ex-Flughafen München-Riem verlegt / Abrechnung mit Merkels Energiewende
Christian Dorn

Programmatisch ist bereits der salomonische Satz eines Besuchers, bevor die Konferenz auf dem ehemaligen Flughafen München-Riem beginnt: „Wir kämpfen nur gegen Windmühlen.“ Tatsächlich findet sich unter dem Fachpublikum auch Lothar W. Meyer, Professor für Werkstoffwissenschaft und Mitglied von Vernunftkraft Niedersachsen, einer Bürgerinitiative gegen die Windkraftlobby. Jüngst erst, zur Anhörung vor Wirtschaftsminister Peter Altmaier, war der Gründer der Firma Nordmetall maßgeblich an dem Passus des neuen Gesetzentwurfes beteiligt, demzufolge Windräder zur nächsten Siedlung einen Mindestabstand von 1.000 Metern einhalten müssen.

Zynische Begründungen

Ein Etappensieg, den Befürworter wie Kritiker bereits als das vorweggenommene „Scheitern der „Energiewende“ bewerten (JF 48/19). Entsprechend aggressiv agieren Klimapaniker, die den ursprünglichen Tagungsort des vom Europäischen Institut für Klima und Energie (Eike) veranstalteten Kongresses (das Hotel NH München Ost) bedroht hatten, nachdem der Tagesspiegel-Journalist Paul Gäbler eine Denunziationskampagne lanciert hatte, der sich neben Greta-Jüngern auch das Münchner Umweltinstitut anschloß. Das skandalöse Kündigungsschreiben der Hotelgruppe gegenüber den „Klimaleugnern“ erinnerte dabei unversehens an die zynischen Begründungen, mit denen Juden einst in der „Hauptstadt der Bewegung“ aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt wurden. Was den aus Israel stammenden und in London tätigen Direktor der Global Warming Policy Foundation, Benny Peiser, sagen ließ: „Das ist hier der erste wissenschaftliche Kongreß in Deutschland seit der Nazi-Zeit, der verhindert werden sollte.“

Wie zum Beweis war tags zuvor in der Presse zu lesen, daß der Verfassungsschutz vor Terroranschlägen im Namen des Klimaschutzes warnt, so Eike-Präsident Holger Thuß, der – unter Polizeischutz – zur Kongreßeröffnung in der heutigen Wappenhalle der Münchner Messe an das einstige Credo des Tagesspiegels von 1946 erinnerte: „Den Dingen auf den Grund gehen“. Dabei, so der Verleger Thuß, hätten wir kein Problem mit der Wissenschaft, sondern „ein Wissenschaftsvermittlungsproblem“.

Dies untermauerte James Taylor, Direktor am Heartland Institut (Illinois), der es bezeichnend findet, daß die Ideologen des Weltklimarats (IPCC) es als „Angriff“ werten, wenn andere Wissenschaftler ihre Thesen überprüfen wollen. So mußte der US-Forscher Michael Mann, Erfinder der für die Klimaalarmisten heiligen Hockeyschläger-Kurve, diesbezüglich eine Niederlage vor dem Obersten Gericht von British Columbia gegen den kanadischen Geographieprofessor Timothy Ball einstecken.

Beispielsweise, so führte Taylor aus, hätten die Wetterextreme (Hurrikans und Dürren) nicht zugenommen. Im Gegenteil seien in den USA und Mittelamerika (Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama oder Mexiko) Ernterekorde zu verzeichnen. Um der Propaganda des IPCC entgegenzuwirken, werde sein Institut zum Jahreswechsel eine neue Homepage freischalten, die alle relevanten Klimafakten zusammengefaßt präsentiere und sich besonders an Multiplikatoren und Politiker richte.

Hier durfte die Expertise Peisers nicht fehlen, dessen Spezialgebiet alarmistische Weltsichten sind: Er verwies dabei auf die Apologeten der Apokalyptik vom PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung), die ganz offen erklären, daß für die erforderliche „Klimarettung“ die Demokratie nur hinderlich sei. Wirklich katastrophal seien indes die wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen der EU-Klimapolitik, die zu einer erheblichen Verteuerung der Energiepreise führe, zu steigender Energieunsicherheit und zu wachsender Abhängigkeit von Energieimporten.

Während sich China oder Indien am Wettbewerb ausrichteten, dächte Deutschland nur noch an die Klimarettung. Infolgedessen werde es demnächst von asiatischen Billig-E-Autos überschwemmt, die nur halb so teuer seien wie heimische Fabrikate. Damit drohe den deutschen Autoherstellern das gleiche Schicksal wie den Solarfirmen. Im Vergleich mit konventioneller Energie vervielfachten „erneuerbare“ Energien zudem den ökologischen Fußabdruck durch die Zerstörung der Landschaften, Wälder und Wildtierarten. Dies demonstriert beispielhaft der Energienutzungsplan im Berchtesgadener Land, der gleich fünf neue Wasserkraftwerke vorsieht, so daß laut der Süddeutschen Zeitung die Naturschützer nicht mehr wissen, „wogegen sie zuerst vorgehen sollen“.

Künftig drohen großflächige Stromausfälle

Tatsächlich, so Peiser, werde der weltweite Energieverbrauch in den nächsten 20 Jahren um 30 Prozent steigen, was zwangsläufig einen CO2-Ausstoß impliziere, egal wie Deutschland und die USA sich verhalten, da die Schwellenländer bei der Emissionsreduzierung schon deshalb nicht mitmachten, da sie es gar nicht können. Ebenso obsolet sei die Mär von Öl- und Gasknappheit. So reichten die weltweiten Gasvorkommen, von denen bislang nur 50 Prozent bekannt seien, für über 250 Jahre.

Grotesk erscheinen da die aktuell verbreiteten Aufkleber für den nächsten „Klimastreik“ am 29. November unter dem Appell „Es reicht!“ und der Losung „# Neustart Klima“. Denn tatsächlich droht – durch das immer wahrscheinlicher werdende Blackout-Szenario – ein echter „Neustart“ mit unkalkulierbaren Kosten, wie Energietechnik-Professor Helmut Alt (FH Aachen) erläuterte. So habe Deutschland zuletzt am 12. Juni 2019 kurz vor einem großflächigen Stromausfall gestanden, eine Gefahr, für die die Steuerzahler pro Jahr 32 Milliarden Euro extra bezahlen, etwa durch die für die deutsche Seite kostenpflichtige „Entsorgung“ respektive „Verklappung“ des überflüssigen Wind- und Solarstroms in europäische Nachbarländer. Nicht zufällig habe Deutschland, derzeit noch hinter Dänemark, bald den teuersten Strom Europas.

Weitere essentielle Vorträge widmeten sich etwa der „kalten Sonne“ (Sebastian Lüning), den naturgesetzlichen Schranken der Energiewende (Horst Lüdecke) oder der Kernenergie des 21. Jahrhunderts (Götz Ruprecht), ergänzt um den kämpferischen Appell („How dare you, Antifa!“) der jungen Youtube-Bloggerin Naomi Seibt. Grund für Greta und Rezo, sich schnellstens warm anzuziehen.

Europäisches Institut für Klima & Energie:

 www.eike-klima-energie.eu

 www.vernunftkraft.de