© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

DVD: Der Gefangene der Teufelsinsel
Die Affäre Dreyfus
Werner Olles

Ein Militärgericht verurteilt 1894 den französischen Hauptmann Alfred Dreyfus (Kenneth Colley) wegen Landesverrats und Spionage für die Deutschen zu Einzelhaft und Verbannung auf die berüchtigte Teufelsinsel vor der Küste Französisch-Guayanas. Doch er ist unschuldig, dies ergeben die Untersuchungen des neuen Chefs der Spionageabwehr Colonel Georges Picquart (Richard Dreyfuss). Die Verurteilung des Hauptmanns hat vor allem den Grund ihn zu diskreditieren, weil er Jude ist.

Picquart, der selbst antisemitische Vorurteile hat, geht es darum, den wahren Spion zu entlarven und die Scheinheiligkeit des französischen Generalstabs unter seinem Chef (Oliver Reed) bloßzustellen. In einem zweiten Prozeß, der Dreyfus’ Unschuld feststellen soll, bestätigt das Militärgericht jedoch das alte Urteil und will Dreyfus zurück auf die Teufelsinsel deportieren lassen. Der Oberste Richter setzt eine Begnadigung durch, wenn er sich „schuldig“ bekennt. Picquart beschwört ihn weiterzukämpfen, bis er ein „ehrenhaftes“ Urteil bekommt und freigesprochen wird. Aber Dreyfus ist seelisch und körperlich gebrochen. Er ahnt, daß er eine neue Haft auf der Teufelsinsel nicht überleben wird. Picquart ist enttäuscht über diese „Mutlosigkeit“. Erst sechs Jahre später wird der Hauptmann rehabilitiert und wieder in seinen Offiziersrang versetzt.

Ken Russells „Der Gefangene der Teufelsinsel“ („Prisoner of Honor“, 1991) erzählt die Geschichte eines Justizskandals, der Frankreich erschütterte und das Land über viele Jahre spaltete. Auf der einen Seite standen die „Dreyfusards“, sozialistische Organisationen und Intellektuelle, auf der anderen Seite das konservativ-rechte Lager, das gleichzeitig antideutsch geprägt war. Während der berühmte Schriftsteller Emile Zola am 13. Januar 1899 mit seinem legendären Text „J’accusé …!“ für Dreyfus eintrat, sah sich der katholische Schriftsteller Léon Bloy außerhalb jener „Schweine-Gesellschaft“, als deren intellektuellen Protagonisten er Zola ausmachte. Zola wurde wegen „Beleidigung der Justiz“ zu einer Geld- und kurzen Haftstrafe verurteilt, der er sich durch seine Flucht nach London entzog. Die Dreyfus-Affäre hatte Frankreich bis an den Rand des Abgrunds geführt.

DVD: Der Gefangene der Teufelsinsel. Pidax Film 2019, Laufzeit etwa 87 Minuten