© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/19 / 06. Dezember 2019

Zitate

„Junge Menschen werden heute mehrzweckfähig in eine uniforme Gesellschaft am Draht entlassen, deren Technik uns weder bilden noch beschützen wird. Die Krise der Didaktik ist die Krise einer inhaltsleeren Gesellschaft, die Sprache und Bildung, aber längst auch den Körper und die Kultur gleichschaltet, deren glänzende, maschinengesteuerte Zukunft hingegen jetzt endlich planbar geworden ist.“

Johannes Berning, Sprachwissenschaftler, im „Freitag“ am 28. November





Die üblichen Regeln gelten nicht mehr, weil sie nur hinderlich sind.Grundrechte, Gewaltenteilung, die ordentliche parlamentarische Entscheidungsfindung: Was immer schnellen, lösungsorientierten Maßnahmen im Weg steht, wird in einem Notstand nach Bedarf übergangen, der guten Sache wegen. Und wenn politische Mehrheiten nicht oder nicht schnell genug gefunden werden können, dann sind eben die Mitwirkungsrechte hintanzustellen. Der Ausnahmezustand wird zum ‘new normal’.“

Olaf Gersemann, Journalist, in der „Welt“ am 29. November über den vom EU-Parlament ausgerufenen „Klimanotstand für Europa“





„Es gibt da einen blinden Fleck der akademischen Eliten. Sie leben in Städten, fahren mit dem Fahrrad, wissen, was LGBTQ heißt, sind sensibilisiert für die Nuancen der Diskriminierung und merken oft nicht in ihrem Kosmos, daß die Mehrheit in kleineren Städten wohnt, wo das Leben anders abläuft. Sie fühlen sich moralisch überlegen und verstärken damit die Polarisierung.“

Philipp Hübl, Philosoph, im Wiener „Standard“ am 30. November





„Bischof Heinrich Bedford-Strohm ist EKD-Ratsvorsitzender und möchte uns nun zum Guten erziehen. Jüngst erklärte er, die Kirchen würden alle zur Rede stellen, die rechte und rechtspopulistische Ansichten duldeten, auch wenn sie selbst keine Rechten seien. Das scheint der rechte Ton für einen Kirchenmann zu sein, der für das Errichten von Scheiterhaufen etwas zu spät geboren wurde. Nun warte ich darauf, von Bischof Bedford-Strohm zur Rede gestellt zu werden, denn ich dulde auch rechte Ansichten, die ich nicht teile, weil zu einer Demokratie neben der Mitte auch die Vertreter von links und rechts gehören.“

Henryk M. Broder, Publizist, auf dem Youtube-Kanal „Achgut.Pogo“ am 1. Dezember





„Ist Deutschland eigentlich das einzige Land, in dem man einen ‘Rechtsruck’ daran erkennt, daß die Parteien nach links rücken?“

Alexander Kissler, Kulturjournalist, auf Twitter am 2. Dezember





„Längst gleichen diese Debatten einer Art Kulturpolizei, die entscheidet, was erlaubt ist, was nicht, willfährig gegenüber dem derzeitigen Moralverständnis, der gegenwärtigen politischen Korrektheit. Was immer jemand getan hat (…) darf nicht dazu führen, das Werk zu ächten, die Kunst einzugrenzen. Eine Sittenpolizei in der Kunst brauchen wir nicht. Von der sogenannten ‘entarteten Kunst’ zeugte schon mal eine Ausstellung in München.“

Peter Kees, Publizist, im Deutschlandfunk Kultur am 2. Dezember