© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/19 / 06. Dezember 2019

Warum viele Azubis nach der Lehre studieren wollen
Master statt Meister
(ob)

Auch im Wintersemester 2019/20 scheint die Zahl der Erstsemester nur eine Richtung zu kennen – nach oben. Sogleich klagen Industrie und Handwerk rituell über „Akademikerschwemme“ und Nachwuchssorgen. Nur 25 Prozent der Abiturienten entscheiden sich gegen ein Studium und für einen klassischen Ausbildungsberuf. Aber auch darunter befindet sich noch ein statistisch nicht präziser erfaßter Anteil, der während oder nach der Lehre zur Universität wechselt und „Master statt Meister“ anstrebt. Zu den Gründen dafür haben Sozialwissenschaftler der Universitäten Köln und Karlsruhe 1.000 im letzten Lehrjahr stehende Auszubildende in Nordrhein-Westfalen befragt. Eine wichtige Weiche werde beim Blick auf die Weiterbildungschancen gestellt. Die seien etwa für Kfz-Techniker und Augenoptiker gut, bei Bank- und Industriekaufleuten hingegen oft unattraktiv. Folglich liege bei denen die Studierbereitschaft zwischen 59,9 und 79,1 Prozent, während der Augenoptiker- und Kfz-Mechaniker-Nachwuchs nur zwischen 42 und 50 Prozent Studienabsichten bekundet. Dämpfend auf den Studienwunsch wirke allerdings die Abitur-Note, während unabhängig davon der Akademiker-Hintergrund der Eltern die Wahrscheinlichkeit erhöht, es ihnen gleichzutun. Interessant sei angesichts der in den letzten Jahren verbesserten betrieblichen Weiterbildung, daß selbst ein Übernahmeangebot die einmal gefaßte Studienabsicht nicht signifikant beeinflusse. Die Lust aufs Studium nehme sogar zu, wenn Azubis gute Ausbildungsnoten erzielen. Werde aber zugleich das Gefühl vermittelt, im Betrieb etwas leisten zu können, sinke ihre Studienneigung (Pädagogische Rundschau, 4/2019). 


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