© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/19 / 06. Dezember 2019

Zeitschriftenkritik: Schiff Classic Jahrbuch
Der kurze Dienst der „Blücher“
Werner Olles

Mit dem Jahrbuch 2020 setzt Schiff Classic die Reihe rund um die internationale Schiffahrts- und Marinegeschichte fort. Ein besonderer Bezug gilt diesmal dem Jahr 1940, als der Schwere Kreuzer „Blücher“ während des Unternehmens „Weserübung“ unterging. Herausgeber und Chefredakteur Guntram Schulze-Wegener schreibt in seinem Vorwort: „Zum einen endete der erste Kampfeinsatz des Kreuzers bereits mit seinem Totalverlust, und zum zweiten hat Norwegen die Überreste der ‘Blücher’ erst vor wenigen Jahren unter Denkmalschutz gestellt.“

Tatsächlich riß der Untergang im April 1940 im Oslofjord 830 Seeleute mit in die eisige Tiefe. Ihre Ausbildung auf Erprobungsfahrten in der Ostsee bereitete die Männer nicht auf das vor, was sie vor Norwegen erwartete. Das kurze Leben der „Blücher“ begann, als die Marineführung anstelle weiterer Panzerschiffe der „Deutschland“-Klasse zwischen 1935 und 1939 Schwere Kreuzer bauen ließ. Nach dem Stapellauf im Juni 1937 erwiesen sie sich zwar schneller als die dieselgetriebenen Panzerschiffe, besaßen aber eine um 6.000 Kilometer geringere Reichweite, ihre technischen Maschinenanlagen waren sehr störanfällig, und sie waren schwächer bewaffnet als die Panzerschiffe. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde die „Blücher“ im September 1939 in Dienst gestellt. Schon bald darauf kam es zum ersten und letzten Kriegseinsatz. Die Krupp-Geschütze der Festung Oscarsberg eröffneten auf eine Entfernung von 500 Metern das Feuer auf die „Blücher“. Die Treffer lösten schwere Brände aus, eine getarnte Torpedobatterie auf der Insel Kaholmen ließ durch weitere Treffer die Maschinenanlagen ausfallen. Nach einer schweren Explosion legte sich die „Blücher“ auf die Seite, kenterte und sank. Außer der „Blücher“ wurden auch die Leichten Kreuzer „Königsberg“ und „Karlsruhe“ sowie zehn Zerstörer versenkt. Das Wrack der „Blücher“ liegt bis heute in 90 Meter Tiefe auf dem Grund des Oslofjordes.

Im Oktober 1942 versenkten japanische Flugzeuge den US-Flugzeugträger USS-„Hornet“ in den Gewässern östlich der Salomoneninseln. 70 Jahre später entdeckte das Forschungsschiff „R/V Petrel“ das Wrack, nachdem es zuvor den Kreuzer USS „Juneau“ fand, der im November 1942 vor Guadalcanal versenkt wurde. Auf der Liste der Sucherfolge von Microsoft-Gründer Paul Allen und seinem Team stehen auch der US-Flugzeugträger „Lexington“, der Schwere Kreuzer „Indianapolis“ und der italienische Zerstörer „Artiglieri“, die alle im Pazifikkrieg im Philippinischen Meer und im Salomonenmeer in gewaltigen Seeschlachten untergingen und nun als „Zeugen der Vergangenheit“ auftauchten. 

Weitere Beiträge befassen sich mit dem Schulschiff „Deutschland“ der Bundesmarine, das auf allen Ozeanen unterwegs war; Ferdinand Magellans Erdumrundung im Jahr 1519; dem Angriff auf Batum im Schwarzen Meer im Herbst 1943 und der HMS „Hood“, dem Stolz der britischen Flotte und Todfeind der „Bismarck“.

Kontakt: Schiff Classic, Gutenbergstr. 1, 82205 Gilding. Das Heft kostet 9,95 Euro, ein Jahresabo 67,20 Euro. 

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